Unterwegs in Rajasthan. Zurück in Jaipur, von wo wir Rajastahn verlassen
Zurück in Jaipur, wo wir am Anfang unserer Reise bereits waren. Diese vorletzte Etappe, gestartet in Goa, war natürlich ganz anders, als geplant. .. Immer, wenn man meint, die nächsten Schritte klar und deutlich antizipieren zu können, stellen die Fakten die Annahmen auf den Kopf. Der einfachste Part war die Taxifahrt zum Bahnhof in Margao. Den Fahrer kannten wir bereits, die Straßen sind im Prinzip überraschungsfrei. Bahntickets waren bereits vor einigen Wochen in Hassan gekauft worden, um keine Engpässe beim Buchen zu erleben. Und ab Bombay sollte es dann mit dem Flieger weitergehen bis Jaipur.
Standard dachten wir, außerdem waren wir gestählt durch fast 3 Monate Aufenthalt in Incredible India
Da wirft einen kaum noch etwas um. Leider kommt es manchmal anders … in unseremFall war es die sich abzeichnende Verspätung unseres Zuges. Erst 1 Stunde, bei Einfahrt des Zuges waren es dann fast 3 geworden. Beim Warten durchspielst du als Reisender alle Szenarien. Etwa das ein GAU eintritt. Vielleicht dadurch, dass die bereits entstandene Verspätung im Laufe der Fahrt, die immerhin 10 Stunden dauern sollte, immer weiter kumulieren würde und wir damit den Flug von Bombay verpassen würden. Eigentlich hatten wir ein Zeitfenster von 5 Stunden, aber so etwas kann schmelzen wie Butter in indischer Sonne.
Informationen gab es im Bahnhof keine außer der elektronischen Anzeigetafel und vielen Gerüchten
Ein Plan B musste her, konventionell gestrickt, da kein Zugriff auf das Internet möglich war. Als Alternative gab es noch das Taxi: schweineteuer, grottenlangsam. Wir setzten schlussendlich voll auf Risiko und bestiegen den verspätet einlaufenden Zug. 6er Abteil AC/3. Von den 4 mitreisenden Indern waren genau 4 Hardcoreschnarcher. Wer, wie der Verfasser dieses Berichtes, so blöd war, seine Pluginohrhörer irgendwo in der Reisetasche und nicht im Handgepäck zu verstauen, musste eine Nacht des Leidens überstehen. Anzischeln und empörtes um Stille bitten waren wirkungslos, klar: Hardcoreschnarcher!
Immerhin war ich damit der Erste, um in aller Frühe hellwach zu sein
Und ein Blick auf GPS und Uhrzeit machte deutlich: Unser Zeitfenster schrumpfte in den letzten Stunden bedenklich. Wohl auch deshalb, weil der Lokführer gerade daran arbeitete, mit seinem Zug die längste denkbare Verspätung auf dieser Strecke zu erzielen.
Mit dem Mut der zu allem Entschlossenen verliessen wir den Zug bei der erstbesten Station in Bombay, um die Reststrecke zum Flughafen über die Straße in einemTuk-Tuk anzutreten. 25 km in einer offenen Motorrikscha, im fühlbar abgekühlten Bombay ….. Auch das überstanden wir, um im modernen und ansprechenden neuen Airport auf ein wildes Getümmel am Flugschalter zu treffen. Sicher, wir waren so klug gewesen, noch in Palolem übers Internet einzuchecken. Gleichwohl mussten wir an den Schalter, um unser Gepäck aufzugeben.
Und wieder unterwegs in Rajasthan
Inder, das wissen wir nun, sind in der Lage, tausende von klerikalen Vorschriften, egal wie widersinnig sie klingen, penibel einzuhalten. Aber weltliche Vorschriften fordern offenbar jeden Inder heraus zu beweisen, dass es tausende von Möglichkeiten gibt, sie zu unterlaufen. Warteschlangen verwirren sie zu unlösbaren Knäueln bis nichts mehr geht. Da wird geschoben, gedrängelt, umgangen. Auch verbal wird Druck erzeugt, zum Beispiels mit dem Argument, man sei in Regierungsmission unterwegs und eine ganz wichtige Person. Jeder versucht, als Erster anzuschlagen, obwohl man zuletzt kam. Ganz vorn mit dabei, ältere Mütterchen, die in solchen Momenten keinen Körpereinsatz scheuen. Inder brauchen ganz sicher das Chaos, so wie wir die Luft zum Atmen. Aber am Ende löst sich alles auf, auch so ein gordischer Warteknoten, auch wenn es nicht begreiflich scheint. Und dann erreichten wir fast pünktlich wieder Rajasthan unser Hotel in Jaipur.
Mehr zu unserem Indien:
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