Das Pietzmoor nahe Schneverdingen | W.E.G.

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Pietzmoor

Rund 1.000 Quadratkilometer umfasst das Gebiet des Naturparks Lüneburger Heide. Wer meint, wenn er die eine Ecke kennt, schon alles gesehen zu haben, irrt aber. Tatsächlich bietet die Region nämlich eine erstaunliche Vielfalt und Abwechslung, die zu entdecken sich lohnt. Bei unseren Ausflügen suchen wir daher auch gerne die speziellen Orte auf, die auf ihre Weise die Heide bereichern, wie zum Beispiel das Pietzmoor.

Das größte zusammenhängende Moor in der Lüneburger Heide erwartet uns, östlich vom namensgebenden Hof Pietz gelegen, ganz nahe bei Schneverdingen. Ein Hochmoor, das 8.000 Jahre alt ist, ohne mit Legenden aufzuwarten. Berichte über Moorleichen, tanzende Irrlichter, seltsame Kulte und schaurige Begebenheiten sucht man vergeblich. Aber das macht dieses Moor nicht weniger interessant, im Gegenteil.

Wir beginnen unsere kleine Wanderung am Parkplatz an der L 170, die von Bispingen kommend, Richtung Schneverdingen führt. Möglich wäre der Einstieg auch beim Feriendorf, aber das nimmt sich nichts, weil wir einen Rundgang vor uns haben, der uns wieder zu unserem Ausgangspunkt zurückführt.

Wir entscheiden uns, den Weg gegen den Uhrzeigersinn nach rechts einzuschlagen, was sich im Nachhinein als gute Entscheidung erweist. Der Verlauf der Tour ist, was die Orientierung angeht, ausgesprochen übersichtlich. Wir bewegen uns in einem Rechteck, das jedes Verlaufen unmöglich macht und auf den ersten Blick wirkt die Umgebung eher beliebig: Weideflächen, kleine Kuppen mit Erika, am nahen Horizont ein Waldrand.

Der Erlebnisfaktor gewinnt schlagartig an Qualität, sobald wir den Wald erreichen. Hier, im Schatten der Bäume, entdecken wir eine Herde, die recht geschäftig wirkt, Ziegen, Heid- und Moorschnucken.

Letztere sind eine Schafrasse, die hervorragend an das Leben im Moor angepasst ist und als Houdinis unter den Schafen in der Lage sein sollen, sich selbst aus Moorlöchern zu befreien. Moorschnuckenfleisch, so heißt es, sei eine Delikatesse. Tatsächlich bleibt uns heute beides versagt – das Erleben einer Selbstbefreiung und der Genuss von Moorschnuckenbraten.

Wenig hat dieses Moor mit Heidelandschaft zu tun und wenig auch mit anderen Moorlandschaften, die wir etwa aus dem Teufelsmoor kennen. Der Waldweg mündet auf einen Bohlenweg; hier startet das eigentliche Moor.

Obwohl helllichter Tag, wirkt die Atmosphäre morbide und geheimnisvoll. Wir merken, hier riecht es ganz anders, feucht und muffig, aber nicht unangenehm. Tümpel und Teiche tun sich rechts und links des Bohlenweges auf, dunkel, fast schwarz und matt, schimmert das Wasser. Hier ist etwas im Gange, was wir so nicht kennen. Aus den Tümpeln ragen dunkle, bizarre Reste von Bäumen, Wurzeln und Gestrüpp. Wir lesen nach, das Moor, so weiß unser Wanderführer zu beschreiben, wird hier restauriert.

War das Pietzmoor über viele Jahre Objekt der Ausbeutung durch systematischen Abbau der meterdicken Torfschichten, baut der Naturschutz die alte Landschaft gerade wieder auf. Was früher trocken gelegt wurde, wird heute geflutet. Die Renaturierung lässt das Moor wieder wachsen. Wald und Gehölz wird verschwinden, sich zu Moorboden verwandeln und das ist gut so. Ein Hochmoor wie das, welches hier entsteht, ist ein großartiges Biotop. Vor allem auch für Tierarten, die anderswo bedroht sind. Kreuzottern soll es hier geben, warnen uns Schilder am Wegesrand, und viele Libellenarten. In anderen Monaten bevölkern balzende Moorfrösche die Teiche und weißes Wollgras verwandelt die Landschaft in eine bizarre Märchenwelt.

Der Regen der letzten Tage hat dem Moor einen hohen Wasserstand beschert, die Farbkontraste aus sattem Grün der Gräser, dunklen, abgestorbenen Bäumen und schwarzem Wasser faszinieren uns. Die lautesten Geräusche kommen von den Enten, die sich im einen oder anderen Tümpel tummeln und übrigens gar nicht scheu, dem Wanderer den Weg verstellen.

Mit Pausen und Unterbrechungen zum Fotografieren benötigen wir etwa 1,5 Stunden für die Umrundung des Moores. Unsere Entscheidung, den Weg nach rechts zu wählen, war goldrichtig. So entwickelt sich beim Wandern die Dramaturgie der Moorlandschaft ganz von alleine. Das Pietzmoor ist ein tolles Gebiet, das ohne Eintrittsgelder, Kurtaxe und ohne Guide auf eigene Faust entdeckt werden will.

Dass wir zurückkommen werden, ist keine Frage. Gespannt sind wir jetzt schon, wie dieses Moor sich in den anderen Jahreszeiten präsentiert. Etwa im Winter, wenn die Kulisse der sterbenden Hölzer auf scharfe Kontraste reduziert wird, wenn dort, wo heute grüne Pflanzen dominieren, vielleicht Schnee die Umgebung dekoriert und Tropfen, die zu Eis erstarrt sind.

Rund um den Wilseder Berg  –  Behringer Heide  –  Zum Wümmequelltal  –  Zum Töps –Bispingen –  Weseler Heide/Pastorenteiche – Jagd nach dem Lila

3 Gedanken zu „Pietzmoor

Schöner Bericht. Und da ich Moore toll finde und die Lüneburg Heide nicht so weit weg ist, komme ich dort sicherlich für ein Wochenende mal hin!
LG Diana

Moorschnucken mag ich ja, die sind irgendwie putzig.

Danke für den schönen Bericht! Ich habe mir eben schon mal angeschaut, wo das ist. 1,5 Stunden gemütliche Wanderung in so einer tollen Gegend, das wäre was für mich, zum Bewegen für zwischendurch.

Moore mag ich echt gerne, ich kann es förmlich riechen…

ja Barbara, bei uns nach dem Motto: Sieh, das Gute liegt so nah. In der Tat ist so ein Moor, bei dem sich geradezu riechend erleben lässt, wie es sich neu bildet, ein tolles Erlebnis.

Gruss zurück an https://barbaras-reisen.blogspot.de

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