Zum Töps

Wandertipp Töps. Ein unerhofftes Wintermärchen in der Heide, Wandern durch Schnee bedeckte Landschaft, vorbei an Wäldern zu einer Hochfläche

Eine Gelegenheit beim Schopfe packen, kann auch einer, der sich das Haupt rasiert. Die Idee, heute wieder die Heide zu besuchen, entsteht spontan. Es hat geschneit, mehr noch, die weiße Pracht ist liegengeblieben und der Himmel verspricht klare Sicht. Rein statistisch betrachtet, sind die Chancen, die Heide nicht in Grün oder Lila zu erleben, eher gering und deswegen freuen wir uns auf diese Abwechslung.

Auf den Töps wollen wir, eine Hochfläche im Naturschutzgebiet, sagenhafte 100 Meter hoch

Das ist schon etwas, in einer Landschaft, die an ihrem höchsten Punkt, dem Wilseder Berg, gerade mal 169 Meter misst.

Ausgangspunkt ist der Parkplatz Zum Weselbach. Von hier aus sind wir mit wenigen Schritten in der Landschaft, die sich schneebedeckt und unberührt präsentiert.

Schneemännchen in weißer Landschaft

Auf dem Weg zum Schaftstall modellieren wir ein jahreszeitgerechtes Alternativmodell zu den Steinmännchen, die wir von anderen markanten Punkten in Wandergebieten erinnern. Ein Schneemännchen. Ja, alle Zutaten sind heimisch. Wir haben uns eine Karottennase verkniffen, die vorgefundene Vegetation ist authentischer. Der Schafstall ist leer, wo immer die Heidschnucken gerade untergebracht sein mögen, hier sind keine. Vor dem Gebäude stapelt sich Material für die Dachsanierung, man sieht, es gibt Menschen, die sich kümmern, das alles schmuck erhalten bleibt. Der Blick ins Weite offenbart: heute ist ein genialer Tag. Die Wolkendecke ist durchlässig, Sonnenlicht bestrahlt die Umgebung, zeichnet Schatten und verzaubert sie.

Sobald eine Schneedecke die Konturen zwischen Wegen und Landschaft verschmelzen lässt, weichen gesetzte Reglementierungen, die den Wanderern in anderen Jahreszeiten Orientierung vermitteln. Abdrücke im Schnee verraten, dass an so einem Tag, neue Freiheiten ausprobiert werden. Folgte man den Spuren, würde man wohl dort landen, wo es im Sommer blüht und Kraut den Boden bedeckt. Aber heute sind nur wenige Besucher unterwegs, das links und rechts vom Weg Abkommen ist schadlos.

Wir wandern Richtung Hanstedt. Der Wald, der nun zu beiden Seiten den Weg abgrenzt, beeindruckt

Jetzt, wo die natürlichen Farben der Bäume komplettiert werden durch das brillante Weiß des Winters, findet das Auge immer neue Bilder. Jede Abzweigung offenbart Überraschungen. Mal blicken wir direkt in die strahlende Sonne, dann wieder auf scharfe Konturen. Es macht ungeheuren Spaß, hier zu wandern. Das Knirschen des Schnees ist heute die Hintergrundmusik, begleitet vom Rascheln unserer Daunenjacken.

Öfter treffen wir auf riesige Haufen von Baumstämmen, die hier säuberlich aufeinander geschichtet den Abtransport erwarten. Irgendwer wird sicher erklären können, wie sich Naturschutz mit der Verwandlung von lebenden Bäumen in Nutzholz verbinden lässt. Dass die Heidelandschaft eigentlich intakt ist, wissen wir bereits. Dass Forstwirtschaft Teil der Hege und Pflege ist, ahnen wir; wollen es aber lieber nicht hinterfragen…

Der Weg vor uns steigt sanft an. Entfernt verschwindet der Horizont hinterm letzten Anstieg

Dort muss der Töps sein. Etwa eine Stunde im Schneevergnügen nehmen wir uns, um anzukommen. Die Wegweiser machen Appetit auf mehr: links führt der Pfad nach Holm, rechts gehts weiter nach Undeloh. Ziele für längere Tagestouren, die wir als Merkposten für uns notieren. Die gelben Muschelmotive am Wegzeichen verraten uns, das wir auf dem ökumenischen Pilgerweg sind. Die Jakobspilger orientieren sich an diesen Zeichen und haben hier das hoffentlich nicht sündhafte Vergnügen, Heide zu erleben. Der Töps zählt übrigens zu den Naturwundern Lüneburger Heide und wird hier unter Naturwunder Nr. 17 gelistet.

Die Hütte von Heini

Der Töps, diese Hochfläche erstreckt sich jetzt vor unseren Augen. Im Gelände erblicken wir einen der Holzstände, die von Imkern genutzt werden, Bienenstöcke zu platzieren. Schräg gegenüber fällt uns ein offener Unterstand auf. Ausgestattet mit Bänken und Tischen wirkt das recht gemütlich. Wir sind in Heini’s Hütte. Eine Tafel verrät uns das Baujahr: 2007. In einem Kasten finden wir das Hüttenbuch. Witzige und besinnliche Einträge von Wanderern. Oft mit Zeichnungen versehen, Namen und Daten.

Natürlich gibt es von uns einen Eintrag. Und Heini, wenn Du das hier liest: das Buch ist fast voll und muss ersetzt werden!

Etwas weiter bietet der Töps tatsächlich so etwas wie einen grandiosen Ausblick. In der Ferne sehen wir die Ausläufer Hamburgs, entdecken die bekannte Silhouette eines Kraftwerks, wo wir doch lieber den Michel erblickt hätten.

Auch hier gibt es eine große, gepflegt wirkende Unterkunft für Heidschnucken, den Hermann Löns Schafstall… leider auch hier ohne Schnucken.

Kühler ist es hier oben, der Wind mischt sich in die Temperaturen ein, lässt uns spüren, was so ein Windchillfactor ausrichten kann. Zeit umzukehren. Der Rückweg lässt uns noch den einen oder anderen Eindruck vertiefen. Auch jetzt treffen wir nur wenig Menschen. “Leute,” möchte man ihnen zurufen, “ihr erlebt gerade einen genialen Tag.” Da jeder offenbar genau das spürt, beschränken wir uns auf ein freundliches “Moin”.

Wir nehmen einen kurzen Umweg und steuern, nachdem wir unser Schneemännchen passieren, eine kleine Anhöhe an. Von hier aus hat man einen beeindruckenden Überblick über die Weselheide. Heute natürlich nicht in Lila, sondern ganz in Weiß.

Natürlich bleiben einige Fragen offen, die uns vielleicht jemand beantworten kann:

  • Wie lange schafft es unser Schneemännchen zu überleben?
  • Plant Heini eine Fete zum 10-jährigen Gründungsdatum seiner Hütte?

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