Naxos

Auf der größten Kykladeninsel

Nicht, dass wir einen besonderen Hang zum Inselleben hätten. Aber bei einem Griechenland-Urlaub gehören Inseln einfach mit dazu. Über 6.000 Inseln hat Griechenland, damit ist es, zumindest was die Zahlenverhältnisse betrifft, fast so etwas wie das europäische Indonesien. Allerdings sind nur rund 230 der griechischen Inseln dauerhaft bewohnt. Die bekannteste Inselgruppe sind die Kykladen mit Santorin, Paros und Naxos und vielen anderen Eilanden, die im Sommer einfach zu erreichen sind über ein Netz von Fähren, oder wenn es schneller gehen soll und eine Piste vorhanden ist, mit Kleinflugzeugen.

Wir planen für unsere Griechenlandreise als Ziel Naxos ein. Sie ist die größte Kykladeninsel und bietet, so heißt es, Vielfalt, Abwechslung und für jeden Urlaubertypus etwas. Als Individualreisende ist uns das besonders wichtig. Nicht auszudenken, was wir auf einem Miniatur-Eiland oder in einer Umgebung, befüllt mit All-Inclusive-Resorts, anfangen sollten, außer Fluchtpläne schmieden.

Die Überfahrt mit der Fähre vom Hafen Piräus lässt sich vor Ort einfach organisieren.

Es heißt, Engpässe seien möglich beim Ticketverkauf, aber davon bemerken wir nichts. Nach guten 5 Stunden Überfahrt erreichen wir den Hafen von Naxos-City (Chora), wo wir die ersten Tage bleiben.

Naxos hat vieles, was andere Inseln auch bieten: schöne Strände und Bademöglichkeiten, blauen Himmel, freundliche Menschen, viel Kultur, wunderschöne Dörfer, grandiose, wildromantische Landschaften. Klar, hier ist mehr Meer als auf dem Festland, das Schicksal jeder Insel eben.

Aber, Naxos hat auch einiges zu bieten, was es nur hier gibt und das durchaus so herausragend ist, dass es sogar für Besucher interessant ist. Nicht etwa die düsteren Erinnerungen aus der Oberstufe, als man uns mit dem Schicksal Ariadnes auf eben diesem Naxos gequält hat, sondern Erstaunliches und Erbauliches, das man weiß oder wissen sollte – oder auch nicht, wenn einem Strand und Mittelmeer wichtiger sind.

Wer jetzt neugierig ist, möge weiterlesen. Wisst Ihr eigentlich, dass ….

… sich der höchste Berg der Kykladen hier befindet,

nämlich der Zas, mit stolzen 1.001 m Gipfelhöhe? Aus der Perspektive eines Alpenbewohners mag das trivial sein, aber wir als Bewohner der norddeutschen Tiefebene sind beeindruckt. Überhaupt, die bergigen Landschaftsformen der Insel tragen viel zur Schönheit dieses Flecken Erdes bei; das wird einem spätestens bei den ersten Touren über die Insel klar.

… Zeus seine Jugend auf Naxos verbracht hat?

Für Kenner und Liebhaber der griechischen Götterwelt mag das keine Überraschung sein. Aber die Vorstellung, in einer Grotte oder Höhle zu sein, die früher einmal Menschen beflügelt hat, sich dort einen werdenden Göttervater hinein zu fantasieren, hat schon etwas. Immerhin sind daraus Mythen erwachsen, die ganze Völker beseelt haben.

… Dionysos hier seine wildesten Feten gefeiert hat?

Diese Figur, Sohn des Zeus, hatte alles, was ihn eigentlich in unserer Zeit zur Kultfigur der Techno-Freaks machen könnte. Da Dionysos aufgrund seltsamer Umstände viel unterwegs war, hätte er auch ein Hippie sein können. „Sex and drugs an Rock‘n Roll“ würde als Motto zu seinem Lebensstil gepasst haben und das nicht nur am Wochenende, sondern 24/, ein Götterleben lang

… am Hafen von Naxos-City eine leibhaftigen Pforte der Wahrnehmung zu sehen ist?

Die Portara von Naxos, ein Fragment des Apollon-Tempels auf Naxos, das wie ein riesiges Fenster oder Tor wirkt, gilt als Wahrzeichen der Insel und zieht täglich zur Stunde des Sonnenuntergangs Scharen von Zuschauern an. Klar, so ein Bauwerk regt natürlich die Vorstellung auf seine Weise an. Mir zum Beispiel kommt beim Anblick Aldous Huxley in den Sinn. Andere mögen eher an Bill Gates denken und sein „Windows“. Alles geht, nichts muss, die Gedanken sind frei

… auf Naxos – und nur hier – hier der Kitron produziert wird?

Aus den Blättern des Zedratbaumes, den wir in freier Wildbahn nirgends gefunden haben und dessen Früchte aussehen wie eine mißgestaltete Riesenzitrone, wird dieser Likör etwa von der Traditionsdestillerie „Vallindra“ hergestellt. Die liegt im Ort Chalkio, lässt sich besuchen und bietet in historischer Umgebung eine Verköstigung an. Selbstverständlich lässt sich Kitron dort auch kaufen, aber eigentlich sind fast alle Läden und Märkte auf Naxos damit bestückt.

… auf der Insel früher ein Mineral aus gefördert wurde, das weltweit eingesetzt wurde,

für Schleifarbeiten? Schmirgel heißt der Stoff, den viele vielleicht noch als Schmirgelpapier kennen, obwohl das inzwischen mit synthetischen Substanzen beschichtet ist. Schmirgel wurde früher in Minen abgebaut und exportiert. Da die Vorkommen auf Naxos als besonders rein galten, war Naxosschmirgel weltweit begehrt und brachte dem griechischen Staat enorme Einnahmen. Die stillgelegten Minen lassen sich heute noch besuchen. Die Gegend, wo immer noch alte Förderanlagen sichtbar sind, wirkt, als sei sie gestern erst aufgegeben worden.

Naxos ist zu groß, um in einem Rutsch erkundet zu werden.

Wir haben Zeit und Mittel eine Reise zu unternehmen, die mehr ist, als ein Abfahren von Stränden und stundenlanges Hocken unter Sonnenschirmen. Wer ähnlich denkt, dem empfehlen wir, sich einen Wagen zu mieten und das kleine Abenteuer zu wagen, mit Karte, Reiseführer und Internetrecherche Peripherie und Zentrum zu erkunden. Von Naxos-City aus reicht unser Radius mit öffentlichen Bussen bis zum Plaka Strand. Natürlich geht es auch weiter, aber alles ist eine Frage der Balance: wieviel Strecke will man sich im großen Bus bei bulligen Temperaturen zumuten und vor allem, welches Maß an Fremdbestimmtheit ist man bereit, zu erdulden. Der Mietwagen gibt uns die Freiheit, Richtungen und Verweildauern selbst zu entscheiden. 

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit, strukturieren wir unseren Bericht für die Inselwelt außerhalb der Gegend um Naxos-City in einen südlichen, mittleren und nördlichen Teil. 

Dieses Naxos hat es also in sich. Was es uns als Besuchern zu bieten hat, beschreiben wir hier:

Naxos-City (Chora)Naxos, der SüdenNaxos, die MitteNaxos, der Norden

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