Puerto Escondido

Warum die Stadt am Meer “versteckter Hafen” heißt, auf Spanisch: Puerto Escondido, hat vielleicht etwas mit der Anreise über Land zu tun und damit, dass Berge den Blick auf die Küste verstellen. Aber es gibt gute Gründe, die Reise nicht per Bus zu machen, sondern mit dem Flugzeug. Der Weg ist beschwerlich, nicht ganz ungefährlich und wohl nur mit einer Überdosis Reisetabletten auszuhalten.

Egal, wir suchen Wärme und Sonne und die finden wir an der mexikanischen Pazifikküste in Höhe des südlichen Wendekreises garantiert. Schon bei der Ankunft erleben wir den krassen Wechsel. Anstelle der Kälte, die wir seit Wochen ertragen, empfängt uns feuchte Hitze.

Doch zunächst nagt der öffentliche Nahverkehr an unserer guten Stimmung. Am Flughafen liegt die Personenbeförderung scheinbar ganz in der Hand eines Monopols. Für eine Distanz von schlappen 2,5 km bis zu unserer Unterkunft soll das Taxi sagenhafte 250 Pesos kosten. Dafür kommen wir anderswo fast 50 km weit. Leider gibt es nur den einen Anbieter. Die Alternative ist das Colectivo, das pro Person immer noch stolze 50 Pesos verlangt. Doch Taxiunternehmen sollte man nicht überbewerten. Diese Zunft hat überall auf dem Globus ihre schwarzen Schafe.

Der langgestreckte Ort am Meer

Tatsächlich hat das kleine Puerto Escondido, mit seinen rund 25.000 Einwohnern viel zu bieten und unter Surfern genießt es einen exzellenten Ruf. Hier finden sie nämlich die “Mex Pipe”: Eine Welle, die ähnlich mächtig auch auf Hawaii anzutreffen ist. Als Surfer sind wir zwar nicht hier, wohl aber teilen wir mit denen die Vorliebe für das durchgehend milde Klima und die Wassertemperatur, die im ganzjährigen Mittel bei angenehmen 25 Grad liegt.

Puerto Escondido überrascht mit einem ungewohntes Erscheinungsbild. Wo sich anderswo in Mexiko Städte traditionell um ihren Zocalo gruppieren, erstreckt sich dieser Ort wie ein langer Schlauch parallel zur Küste. Das kommt uns eigentlich entgegen, weil wir gerne zu Fuß erkunden, wo wir sind und verlaufen können wir uns im Schlauch kaum. Wir folgen einfach der Hauptstraße und gelangen von unserem ruhigeren Quartier in das Zentrum am Hafen. Dort befinden sich die meisten touristischen Hotspots. Also Mercados, Tacoläden und viele kleine Hotels in jeder Preisklasse.

Folgt man der Straße vor dem Playa Principal mit dem kleinen Fischerhafen weiter nach Süden, gelangt man bald zum Playa Zicatela. Dort liegen viele der teureren Resorts und die größeren Hotels, viele Clubs, Bars und Restaurants. Alle Stadtbereiche sind für sportliche Besucher gut und ohne Fahrzeug zu erreichen. Die Wege sind für mexikanische Verhältnisse bequem und recht abwechslungsreich.

Der Vollständigkeit halber sei es erwähnt: Puerto Escondido hat auch so etwas wie ein offizielles Zentrum. Es liegt auf der dem Landesinneren zugewandten Seite hinter dem Highway 200. Aber das sind touristisch eher wenig ergiebige Wohnviertel. Eigentlich kann man sich die Besichtigung sparen. Interessanter geht es zu in den Quartieren direkt im Küstenstreifen.

Unsere Unterkunft liegt übrigens im Viertel Rinconada, nicht weit vom “Boulevard Benito Juarez”. An dieser Straße finden wir alles, was wir zum Wohlfühlen brauchen: Kioske, Tacobuden, Tequila Bars, Restaurants, und Cafés. Bunt geht es zu, aber nicht überbordend laut, hier wohnen eher gesetztere Touristen.

Die Strände

Zugänge zu den Stränden sind in Puerto Escondidos unkompliziert. Aber jeder Strand hat seinen eigenen Charakter. Man sollte also wissen, was man selbst bevorzugt: Das soziale Miteinander der Beach Clubs, Möglichkeiten zum Baden und Surfen, oder die relative Einsamkeit langer Sandpisten. Zur Orientierung hier unsere Eindrücke:

Playa Carrizalillo

Die kleine Bucht mit dem schmalen, weißen Sandstrand ist einfach perfekt gelegen. Keine 5 Minuten von der Hauptstraße beschert sie erst mal eine wunderschönen Aussicht aus der Vogelperspektive. Selbst Besucher, die nicht baden wollen, finden sich hier am späten Nachmittag ein, weil sie dort einen überwältigenden Sonnenuntergang erleben. Über eine steile, aber komfortable Treppe steigt man hinab zum Strand. Die Bucht mit ihrem ruhigen Wasser ist ideal zum Baden, Schnorcheln und für Surfanfänger. Aber Achtung, der Playa Carrizalillo ist beliebt und daher oft schon früh am Tag voll. Plätze fürs Ausbreiten des eigenen Handtuchs sind dann rar. Liegen und Sonnenschirme werden von den Strandgastronomen gestellt und stehen recht eng beisammen. Die Miete für 1 Tag beträgt 250 Pesos, und für 1 Stunde 150 Pesos. Wer es lockerer mag, setzt sich an einen Restauranttisch und bezahlt nur den Verzehr.

Playa Principal

Der sogenannte Hauptstrand, direkt am touristischen Zentrum der Stadt, vermittelt eine fast schon familiäre Atmosphäre. Auch hier findet man puderfeinen, schneeweißen Sand sowie einen bequemen Zugang zum Wasser, kann schwimmen, plantschen oder schnorcheln. Der Strand ist eingebettet in einer preiswerten gastronomischen Infrastruktur. Liegen und Schirme sind mietbar, stehen aber auch hier recht eng beieinander. Diese Nähe kommt dem mexikanischen Naturell sehr entgegen. Einheimische Familien und Gruppen finden sich ein, picknicken am Strand, und leben begleitet von Musik ihr freundliches Miteinander. Das eigentlich recht malerische Ambiente dieses Strandabschnitts wird authentisch komplettiert durch die ankernden Boote der Fischer, die Delfin-Touren anbieten.

Playa Zicatela

Der größte und bekannteste Strand in Puerto Escondido ist ein angesagter Treffpunkt für Surfer aus aller Welt. Baden ist schon schwieriger. Aber auch wenn man selbst keine Ambitionen hat, mit einem Board unterm Bauch sich mit Wind und Wellen zu messen, der Blick aufs bewegte Meer lohnt allemal. Denn die Brecher können sich hier bis zu 10 Meter hoch aufbauen. Viele Beachclubs haben Schirme und Liegen aufgestellt. Von Enge keine Spur. Platz gibt es genug auf einer Länge von fast 4 km, mit feinem Sand und Sonne pur. Das alles ist mit seinen fairen Preisen bezahlbar. Und der Bring-Service von der Bar direkt zur Liege, mit Getränken, Obst und Snacks garantiert entspannte und tolle Strandaufenthalte.

Playa Bacocho

Der zweitgrößte Strand, im Westen von Puerto Escondido gelegen, ist weitläufig, breit, feinsandig und einfach sensationell. Ein kleiner Abschnitt liegt im Bereich eines Beach Clubs. Dort kann man natürlich auch als Nichtmitglied einkehren, aber Liegen und Schirme gibt es nur im Innenbereich des Clubs. Gleichwohl, gemütlich sitzen, mit einem Cocktail oder irgendeinem anderen Drink passt immer mal. Die Brandung und die Strömungen an diesem Strand sind nicht ganz ungefährlich, wohl auch ein guter Grund, sich besser in den Swimming Pools des Resorts abzukühlen. Aber es gibt eine Besonderheit am Playa Bacocho, die wir uns nicht entgehen lassen, nämlich eine Schildkrötenstation.

Liberación de tortugas “Vive Mar”

Vive Mar ist eine mexikanische Umweltorganisation, die sich für bedrohte Meeresschildkröten engagiert. Am Strand von Bacocho hat sie dafür eine Schutzzone eingerichtet, die recht erfolgreich arbeitet. Die Idee, Besucher bei Freisetzungen von Schildkrötenbabies einzubeziehen finden wir großartig. Um mitzumachen finden wir uns am späten Nachmittag an der Station ein. Um die 100 Menschen versammeln sich mit uns und bezahlen zunächst ihre 100 Pesos pro Schildkröte. Dann erläutern uns freiwillige Helfer Zweck und Ziel der Station und erklären, was wir gleich tun werden.

Jeder bekommt eine kleine Schale und wartet geduldig darauf, dass ein winziges Schildkrötlein hinein gelegt wird. Im Gänsemarsch geht es weiter zur Freisetzungszone. Bis zum Wasser mögen es noch 30 Meter sein.

Dort lassen wir unser Baby behutsam auf den Sand gleiten. Und dann krabbelt es los. Mehr oder wenig heftig, Richtung Meer. Ein gefährliches Unternehmen, denn unterwegs lauern tödliche Gefahren: Möwen und Krabben. Alles scheint gut abzulaufen. Plötzlich müssen wir ansehen, wie unsere Patenkröte von einer großen Krabbe überwältigt und in ein Loch gezerrt wird. Was drin passiert wissen wir nicht, aber das Baby kämpft sich zurück. Obwohl wir es gerne wollten, dürfen wir ihm nicht direkt helfen. Weitere Angriffe von Möwen und Krabben können wir zwar durch Werfen von Sand erfolgreich abwehren, ansonsten nimmt die Natur ihren Lauf. Was für eine tolle Stimmung. Jeder feuert seine Schildkröte an, leidet mit ihr und jubelt, wenn sie es ins Wasser schafft. War für ein besonderes, umwerfendes Erlebnis! Insgesamt sind wir jetzt ürbrigens Paten von 4 Schildkröten.

Aber auch das ist keine Garantie, um als Schildkröte alt zu werden. Statistisch liegen die Überlebenschancen der Kleinen bei weniger als 10%. Unsere Hoffnung begleitet sie. Wir drücken “Vive Mar” alle Daumen für das Projekt und lassen noch eine Spende dort.

Ein Fazit zu Puerto Escondido

Der Ort, gelegen an derselben Küste wie das berühmte und inzwischen wohl berüchtigte Acapulco, braucht sich kaum zu verstecken und man kann hier eine richtige tolle Zeit haben. Nicht nur Surfer, jeder der entspannten Urlaub am Meer sucht, findet hier viel Sommer, Sonne, Strände und mexikanisch buntes Treiben. Keine Hochhäuser und den Jetset, aber wer will das schon. Auch preislich reisst der Aufenthalt kein Loch ins Budget, obwohl das Publikum, wie sollte es anders sein, mehrheitlich US-amerikanisch ist. Aber das trifft eigentlich für ganz Mexiko zu.

So weit, so gut. Aber wir haben zum Schluss noch eine wichtige Information für Abreisende: Die Taximafia vom Flughafen kontrolliert die Fahrpreise nur in die eine Richtung. Wer von der Stadt aus zum Aeropuerto will, zahlt nur den normalen, landesüblichenTarif.

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