Wadi Rum

Reisetipps Wadi Rum.  Die Heimat der Beduinen in einer geschützten Wüste

Welchen Charme eine Wüste entfalten kann, haben wir ansatzweise bereits im indischen Rajasthan kennengelernt. Hier in Jordanien wollen wir das Erlebnis vertiefen; das Land bietet dafür die idealen Voraussetzungen. Unsere Wüsten-Tour buchen wir über das Internet bei Mohammed Mutlak.

Abstimmung über Details der Abholung und das Überweisen einer Anzahlung funktionieren problemlos. Das vom Veranstalter besorgte Taxi holt uns früh morgens vom Hotel ab und bringt uns zum Treffpunkt ins Wadi Rum.

Wadi Rum ist eine geschützte Zone, die von Beduinen bewohnt wird

Ein Reservat? Keine Ahnung. Jedenfalls gibt es hier ein Dorf für die sesshaften; die nomadisierenden Beduinen ziehen noch immer im Gebiet herum.

Im Haus der Mutlaks sitzen einige Männer, die Frauen der Familie werden für uns hier unsichtbar gemacht. Verständlich, schließlich sind wir bei den Beduinen. Um es vorweg zu nehmen, während unseres gesamten Aufenthaltes sehen wir keine einzige Beduinenfrau, ahnen aber, dass es welche geben muss, weil in einer Raststätte weibliche Stimmen durch einen Vorhang dringen.

Wir lernen unseren Guide kennen, Ibrahim Mutlak. Süßer Tee wird serviert, eine Shisha blubbert und verströmt ihren Duft.

Das Programm wird noch einmal durchgesprochen

2 Tage soll unsere Tour dauern und 1 Nacht werden wir im Beduinencamp in der Wüste übernachten. Wir haben die Jeepsafari gewählt, nicht den Ritt auf Kamelen; seekrank werden in der Wüste, muss nicht sein.

Dann geht es los. Ibrahim schafft unsere Reisetasche in den Jeep, wir nehmen auf den Bänken der Ladefläche Platz. Wir überlegen, was uns erwartet, denn antike Denkmäler gibt es in dieser Wüste kaum. Die Natur wird die Hauptrolle spielen und wenn etwas denkwürdig ist, dreht es sich natürlich um den Lawrence von Arabien, der in dieser Gegend im 1. Weltkrieg den Aufstand der Araber gegen die Osmanen begleitet hat. Ob die Verehrung für ihn echt ist oder nur die Nachfrage westlicher Besucher befriedigen will, lässt sich nicht herausfinden.

Der wahre König der Wüste ist inzwischen der Toyota

Ohne Toyota geht hier nichts, aber mit ihm ist alles möglich. Unser Ibrahim ist natürlich mit dem richtigen Fahrzeug unterwegs. Sein Toyota muss schon viel erlebt haben und ist schätzungsweise doppelt so alt wie sein Fahrer.

Die Tour beginnt bei der Lawrence Quelle. Malerisch wirkt dieser Ort, Er strahlt Ruhe aus. Einige Touristen klettern in den Berg, die Quelle zu finden, aus der sich der Engländer erfrischt haben soll. Auf dem Parkplatz beschäftigen sich einige Beduinen mit ihren Autos oder ihren Kamelen, die kauernd vor sich hin kauen oder getränkt werden. Die Roadmap unserer Tour folgt der Vorlage im Reiseführer. Die eindrucksvolle Landschaft begeistert, Farben und Formen nehmen uns von Beginn an gefangen. Rosa, Braun und Ocker dominieren die Umgebung, die sich vom strahlenden Blau des Himmels abhebt. Um uns herum türmen sich bizarre Steine, Felsen und massive Berge auf. Dazwischen immer wieder weite Flächen trockenen Bodens, kärglich bewachsen mit grünen, widerborstigen Sträuchern. Und natürlich gibt es die Dünen, weich geschwungen, mit Mustern, die der Wind in den puren, allerfeinsten Sand malt.

Jeder Halt hat etwas Besonderes

Ibrahim gibt uns kurze, aber präzise Informationen zu den Lokalitäten. Wir haben Zeit, uns umzuschauen, können alles in Ruhe erkunden. Wo es sich anbietet, steigen wir in Felsformationen hinein oder waten durch den feinen Sand der Dünen. An einigen Stellen, die wir aufsuchen, klaffen Schluchten auf, in die man hineinlaufen kann und schattige, kühle Stellen findet.

Überhaupt, das Wüstenklima ist um diese Jahreszeit für uns gut zu ertragen. Es ist warm, aber nicht schwül oder drückend, immer weht von irgendwoher ein Wind. Wir schwitzen nicht und leben den Sommer, den es in unserer Heimat gerade nicht gibt.

Während der 5stündigen Tour erfahren wir von Ibrahim ein wenig mehr über sich selbst. 25 Jahre ist er alt, gerade Vater geworden. Anders als sein Vater will er nicht 3 sondern nur 2 Frauen ehelichen. Ja, inzwischen wählt man die Ehefrau schon selbst aus. Kinder will er, maximal 6 und nicht 17 wie sein Vater noch. Wenn man diese Entwicklung hochrechnet, dann dürften die Beduinen in 3 oder 4 Generationen bei der Monogamie angekommen sein und die chinesische 1-Kind-Regel preisen.

Mit traumwandlerischer Sicherheit navigiert Ibrahim durch das Gebiet

Er ist hier geboren und aufgewachsen, kennt alles. Ohne Guide wären wir – salopp gesagt – aufgeschmissen. Einige der besonders markanten Punkte in dieser seltsamen Landschaft benennt uns unser Guide. Da gibt es den Pilz, und die Kuh, eigentümlich geformte Felsen, elegant geschwungene Brücken aus Stein und schattige Canyons. Bei den bekannteren Stopps finden wir Beduinenzelte, die zum gemütlichen Sitzen einladen und freundliche Gastgeber, die Tee ausschenken. Wer will, bezahlt dafür, wer nicht, lässt es bleiben. Eigentlich geht es bei der Teezeremonie um Gastfreundschaft, nicht um Kommerz.

Kurz nach 12 ist Picknickzeit. Ein Rastplatz, wind- und sonnengeschützt, ist schnell gefunden, ebenso trockenes Holz. Bald kocht auf einer kleinen Feuerstelle unser Tee. Sicher kein Zufall – Holzkohle bringt die Shisha unseres Guides zum Glühen.

Spektakulär wird es nach der Weiterfahrt

Eine Felsformation mit einer geschwungenen Natur-Brücke in luftiger Höhe lockt Besucher an. Sie klettern den steilen Anstieg hoch, präsentieren sich frei stehend für Handyfotos.

Nichts für uns Elderlys, hier sind wir lieber Zuschauer als Akteure. Dafür dürfen wir bei der nächsten Station alleine und nur versehen mit einer groben Richtungsangabe eine Schlucht durchwandern, die wirkt, als ob genau hier 300 Männer eine anstürmende, übermächtige Armee stoppen könnten.

5 Stunden dauert unsere Erkundungsfahrt durch das Wadi

bis wir am späten Nachmittag das Camp erreichen. Es wirkt einladend. Lange Zelte bilden die Anlage, dahinter kleine, quadratische Hütten, die als Schlafunterkünfte für Gäste vorgesehen sind. Die großen Zelte sind mit Sitzkissen und Teppichen dekoriert, teilweise auch mit flachen Tischen. Eine Küche gibt es hier, sanitäre Anlagen und sogar Duschen. Unsere Schlafhütte ist relativ geräumig und übersichtlich eingerichtet. Es gibt Deckenlicht und eine Steckdose, blöd nur, dass wir unseren Adapter nicht dabei haben; die Akkus bräuchten Saft.

Sonnenuntergänge in Wüsten sind einfach spektakulärer als im Regenwald

Dafür ist es hier stiller als zwischen Wildtieren, die wir im Wadi Rum bisher kaum gesehen haben. Wir sind nicht die einzigen Gäste, eine Reisegruppe übernachtet im Camp und einige Pärchen, alleinreisend wie wir. Das Abendessen wird gemeinsam eingenommen und braucht sich nicht zu verstecken; der Küchenbeduine und seine Helfer haben gezaubert. Wir gehen früh zu Bett, schließlich soll auch der Sonnenaufgang sehenswert sein. Kühl ist die Nacht, wenn Schatten das Camp umhüllen, aber die Wolldecken und unsere warme Wäsche reichen völlig, wir müssen nicht frieren.

Nach ruhiger, sternenklarer und mondheller Nacht  erleben die Frühaufsteher den Tagesbeginn im Freien. Fast jeder will sehen, wie die aufgehende Sonne erst einzelne Berge, dann die ganze Region beleuchtet. Man merkt förmlich, wie die Wärme zurückkehrt.

Das Frühstücksbuffet hält, was das Abendessen bereits versprochen hat

Selbst einige der Hotels, in denen wir zuletzt waren, fallen dagegen weit ab. Dann begrüßt mich ein junger Beduine. Memduh, schlank und drahtig wie Ibrahim, den wir seit gestern Abend nicht mehr gesehen haben. Er ist unser Guide für den zweiten Tag.

Heute wollen wir ein wenig wandern, auch auf Aussichtspunkte hinaufsteigen. Genau das tun wir, Memduh fährt uns zu weiteren Stellen, die wir noch nicht kennen. Wir sehen bis hinüber zu den Saudis, bestaunen weitere Felsmassive, vor allem den zweithöchsten Punkt der Region, den mächtigen Jebel Rum (1.745 m) und erfahren, wo es Wasserquellen und -depots gibt.

Memduh ist gesprächiger als sein Kollege

Er ist ein lustiger junger Mann, der uns Musik vom Smartphone vorspielt, Witze macht und begnadet kocht. Letzteres beweist er bei unserer Mittagspause. Heute gibt es warmes Gemüse mit Auberginenpaste und es schmeckt wirklich hervorragend. Er hat bessere soziale Kontakte als Ibrahim, nimmt uns mit in Beduinenzelte, stellt uns Freunden vor.

Gegen 15.00 Uhr endet dieser Tag in der Wüste für uns. Das Taxi wartet, bringt uns nach Aqaba. Die Beduinen winken, beim Abschied. Wie lange sie wohl ihre Lebensform und ihre Wüste erhalten können, weiß nur ihr ihr Wüstengott und vielleicht noch die jordanische Regierung.

Amman  –  Jerash  –  Aqaba  –  Petra  –  Totes Meer  –  The Kings Highway  –Östliche Wüste

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