Guanajuato

Die Gier nach Gold und Silber sowie der Traum vom unermesslichen Reichtum waren es, die den neu entdeckten Kontinent zur Beute der Konquistadoren machten. Nachdem bei den indigenen Ureinwohnern nichts mehr zu rauben war, wurde das Land umgegraben. Und es war in der Tat gewaltig, was an Edelmetallen zutage gefördert wurde. Allein der Silberboom hielt 500 Jahre an und machte Mexiko zum weltweit größten Produzenten dieses Edelmetalls.

Eines der Zentren war die legendäre Silber-Stadt Guanajuato, die im 19. Jahrhundert als drittgrößte Stadt der Neuen Welt galt. Davon ist heute nur noch wenig zu spüren. Aber es gibt sie noch, die Architektur aus großen Zeiten, als die Konstruktion von Prachtbauten eine Sache des Prestiges und nicht des Geldes war.

Die Stadt in den Hügeln

Wir kommen unter in einem kleinen Hotel auf einem der steilen Hügel nahe der Altstadt. Schon die Anreise ist abenteuerlich. Der Taxifahrer findet irgendwie den Weg durch viele Tunnel und kleine, verwinkelte Gassen. Die letzten Meter gehen wir dann doch zu Fuß, weil es so einfach schneller geht.

Jede Stadt in Mexiko hat ihr eigenes, charakteristisches Gesicht. Bei Guanajuato sind es die steilen Hänge, in die knallbunte Häuser gebaut sind. Verwinkelt erstreckt sich der Ort über mehrere Ebenen, mit Terrassen und Balkonen. Alles ist scheinbar planlos kreuz und quer durcheinander gewürfelt. Schön chaotisch oder chaotisch schön. Die Stadt hat mehrere Bezirke, die zum Teil verbunden sind über das alte Stollensystem. Die Tunnel dienten vormals dem Bergbau. Ausgebaut und hergerichtet für den Verkehr, werden sie jetzt von Fußgängern und Autos genutzt. Hat man sich erst einmal zurecht gefunden, ist so ein Tunnel eine intelligente Abkürzung.

Anders als die vielen im Schachbrettmuster angeordneten Orte erinnert Guanajuato mit seinen Gassen und Treppen eher an eine mediterrane Kleinstadt, die nach Mexiko verpflanzt wurde. Die Stadt ist seit fast 30 Jahren als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet, sie ist eine der schönsten Städte Mexikos, und damit natürlich ein Besuchermagnet mit hohem Erlebnisfaktor und einigen spektakulären Sehenswürdigkeiten. Rahmenbedingungen also, die auch amerikanische Touristen zu würdigen wissen. Es wimmelt von Gringos.

Sehenswürdigkeiten

Das Stadtzentrum ist überschaubar, hochwertig und gepflegt. Die Restaurants und Geschäfte liegen im oberen Preisniveau. Aber es gibt durchaus noch viel Bezahlbares, sowohl kulinarisch als auch was das Warenangebot angeht.

Wir schauen uns natürlich lieber die Stadt an, als unsere Zeit im Zimmer zu verbringen, auch wenn es draußen kühler wird. Sehen und gesehen werden treibt die Menschen umher. Dazu gehört auch das Warten vor dem pompösen Theater. Die langen Schlangen von Besuchern, die auf Einlass warten, sind so etwas wie das soziale Schaufenster der Stadt.

Wir entdecken viele junge Leute. Kein Wunder, Guanajuato ist Universitätsstadt und hat eine Menge Cafés und Kneipen, die vorwiegend von Studenten besucht werden. Das wunderschöne historische Zentrum mit seinen vielen verwinkelten Gassen und kleinen Plätzen mit den auffällig getrimmten Bäumen lädt zum Bummeln ein. Ein besonderer Anziehungspunkt ist natürlich auch die imposante Kathedrale an der Plaza de la Paz.

Vom Zentrum führt eine belebte Straße aus dem Fußgängerbereich hinaus in andere Viertel. Der folgt man einfach und trifft bald auf die klassizistische Markthalle. Die ist nicht nur von außen ein Hingucker sondern offenbart im Inneren alle Köstlichkeiten Mexikos. Es heißt, die Halle war ursprünglich als Bahnstation gedacht, aber Züge kamen hier niemals an.

Auf dem Weg liegt übrigens in einer unscheinbaren Seitenstraße, bei der Plazuela de los Ángeles, die “Callejón del Beso”. Die Kussgasse, wo die Häuser nur 68 cm voneinander entfernt sind, regt immer wieder Besucher an, eine Legende nachzustellen: Ein Liebespaar küsst sich über die Balkone hinweg. Und glaubt man der Geschichte, war es wohl irgendwas nach Art von Romeo und Julia.

Sehenswert ist auf jeden Fall auch das Villenviertel aus dem 19. Jahrhundert. Man durchquert es, auf dem Weg zum Staudamm “Presa de la Olla”, der Ende des 18. Jahrhunderts als Wasserspeicher angelegt wurde. Dieser Teil des Tales dient der Naherholung. Besonders am Wochenende kommen Familien hierher, die sich in den Parks “Jardín Florencio Antillón” und “Parque de las Acacias” vergnügen. Und natürlich gibt’s dort auch zahlreiche Restaurants, das gehört zum Mexican Way of Life. Wer Lust hat und fit genug ist, kann auch zum höher gelegenen Aussichtspunkt hinauf wandern. Dort steht erstaunlicherweise mitten im Landesinneren ein Leuchtturm, zu dem ein steiler Pfad hinauf führt.

Der wohl der bekannteste Aussichtspunkt Guanajuatos liegt aber auf einem steilen Hügel nahe dem Zentrum. Auf der Spitze türmt sich das kolossale Denkmal “El Pipila”, das für den Volkshelden Juan José Martinez errichtet wurde. Gut erreichbar – entweder über eine Seilbahn oder zu Fuß durch Gassen und über Treppen – sollte man den Besuch einplanen und der Weg durch die bunten, schmalen Gassen ist allein schon wunderschön. Die Aussicht ist spektakulär und mit etwas Glück findet man aus dem Wimmelbild mit bunten Häusern die eigene Unterkunft heraus.

Etwa 5 km vom Stadtkern entfernt, gelegen auf einem Hügel, befindet sich eine Sehenswürdigkeit, die einfach zur Geschichte Stadt gehört: eine der spanischen Silberminen. Wer zu Fuß hinwandert, hat von unten bereits einen tollen Blick auf das alte Dorf und die Kirche am oberen Rand des Berges. Kurz bevor wir den Gipfel erreichen, biegen wir in einen Seitenweg, genau unterhalb der Abbruchkante. Er durchquert das Minengelände und führt danach über eine Straße bis in die kleine Ortschaft. Der Weg lohnt sich, die Aussicht ist spektakulär.

Die Umgebung

Schon bei der Anfahrt war uns die Landschaft aufgefallen, in die die Stadt eingebettet ist. Die Natur lockt zum Wandern, bietet Aussichten und entspanntes Eintauchen in die Pflanzenwelt der Sierra von Guanajuato, die bis zu 3.000 Meter aufsteigt. Wir planen eine kleinere Wanderung, die von der Ortschaft Santa Rosa de Lima starten soll. Für die Anfahrt finden wir ein günstiges Taxi, das uns für 150 Pesos dort absetzt.

Die Wanderung zum Stausee Presa de Peralillo beginnt im gemütlichen Örtchen Santa Rosa de la Lima.

Von hier aus geht durch Wald und sanfte Hügel und die Wanderung zum See dauert eine gute Stunde. Technisch ist der Weg am Rande der Sierra de Santa Rosa ohne große Herausforderungen, auch was die Orientierung angeht und eine willkommene Abwechslung zum Aufenthalt in der Stadt. Eigentlich hätte es einen Weg von Santa Rosa durch die wunderschöne, bergige Landschaft der Sierra de Santa Rosa zurück nach Guanajuato gegeben. Aber ohne Beschilderung und ohne Guide ist der Weg für Ortsunkundige leider nicht zu finden.

Zurück am Ausgangspunkt finden wir noch Zeit in das Restaurant am Eingang des Ortes einzukehren. Die anschließende Rückfahrt nach Guanajuato wird übrigens noch günstiger, als wir die Haltestelle des Linienbusses entdecken, für den wir 20 Pesos pro Person zahlen.

Fazit

Für einen Besuch Guanajuatos sollte man schon 3 Tage planen. Es gibt genug zu sehen und Gelegenheit beim Bummeln durch die Stadt, mexikanisches Leben zu genießen. In einigen Teilen des Stadtzentrums mögen die Preise tendenziell höher liegen, besonders dort, wo Lokalitäten durch “Lonely Planet” empfohlen werden, den klassischen Reiseführer der touristischen Gringos. Aber wir haben immer gute Alternativen gefunden, die mit ihren Angeboten wenigstens ebenso gut waren. Ambiente und Ausflüge stimmen auf jeden Fall. Wir waren gerne in Guanajuato.

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