Die Vorbeitungen

Wenn es nach China geht ….

….. ist alles anders! So scheint es uns jedenfalls, als aus der Reiseidee konkrete Planung wird. Spontan fallen uns knapp 1.000 Fragen ein, die sich mit Erfahrungswissen kaum beantworten lassen, weil uns genau das fehlt. Ob das, was wir in Asien schon erlebt haben, uns weiterhilft, wird sich zeigen. Zwar halten wir es seit den Anfängen unserer Reisen mit Konfuzius, der sagt „Der Weg ist das Ziel“. Nun aber schwant uns, dass eine andere seiner Weisheiten viel wichtiger ist: „Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.“ Der große Lehrer weiß, welche Tugenden Individualreisende brauchen, die nicht ins nächste Reisebüro marschieren, um sich das umfassende All-Inclusive-Paket zu kaufen.

Weil es nützlich ist, sich erst einmal einzureden, nichts zu wissen, sammeln wir zunächst Informationen. Zum Einstieg 1.216 gedruckte Chinaseiten des Lonely Planet, die uns allerdings nicht begleiten werden, weil sie mit 959 Gramm Gewicht zu schwer auf Schultern lasten würden (und zwar traditionell auf denen des Mannes, der gerade spontan gegen den Transport votiert hat). Weitere Quellen finden wir im Internet, etwa Reiseblogs und Facebook-Gruppen.

Routenplanung:

Wir beginnen mit der Routenplanung. Das macht aus zwei Gründen Sinn, zum einen formal, weil sie für die Beantragung des Visums unerlässlich ist, zum anderen ist es praktisch, da China nicht nur riesig ist, sondern immens viele Sehenswürdigkeiten besitzt und wir selektieren müssen. Unsere spezielle Auswahl dann in der richtigen Reihenfolge zu sortieren, ist bei einem 30-Tage-Aufenthalt ungefähr so einfach wie die Quadratur des Kreises. Ginge es nicht länger? Leider nein, wollen würden wir wohl schon, aber die Einreisebestimmungen legen nahe, es beim Standard zu belassen, dem Touristenvisum der Kategorie L, für eine Einreise. Überziehungen sollte man vermeiden, Verlängerungen scheinen zwar theoretisch möglich, allerdings ohne Garantie, dass der Antrag vor Ort durchgewunken wird.

Grundsätzlich ist uns klar, dass eine Rundreise übers ganze Land, für uns nicht in Frage kommt. Wir wollen nicht einen Katalog spezieller Einzelziele, die über ganz China verteilt sind, im Eilschritt touristisch abhaken. Unser Langer Marsch lässt uns eintauchen in Regionen und Kulturen. Da wir außerdem Wert darauf legen, Distanzen übersichtlich zu gestalten, mehr über Land fahren wollen als drüber hinweg zu fliegen, treffen wir eine Vorauswahl: Es geht in die Provinzen Yunnan und Gunagxi. Wir planen die Reise durch, skizzieren alles in einem Dokument und vermerken gleich auch konkrete Unterkünfte. Tipp: Keine Angst, auch wenn Reiserouten Bestandteil des Visumantrages sind, werden sie damit nicht zwingend verbindlich. Wir recherchieren und erfahren, dass auch andere Reisende nach Visumerteilung ohne Nachteile umdisponiert haben.

Buchungen:

Wichtig: Flugtickets müssen bereits vor Beantragung des Visums gebucht werden. Das Risiko, im Falle einer Ablehnung der Einreise auf den Stornokosten sitzenzubleiben, interessiert die Visaabteilung nicht. Da wir über Thailand anreisen und nur eine Flugverbindung, Bangkok nach Guilin benötigen, wäre der finanzielle Verlust bei einer theoretisch denkbaren Verweigerung des Visums aber überschaubar. Etwas einfacher ist es mit den Unterkünften, die wir in den üblichen Buchungsportalen finden. Wir entscheiden uns für kostenfrei stornierbare Buchungen, da wir mehrmals neu disponieren.

Visumantrag:

Reglementierungen der Einreise sind offenbar ein Hobby der Bürokraten aller Länder und wahrhaft erstaunlich ist die Vielfalt der Anforderungen, auf die der Reisende trifft. Allen gemeinsam ist, das Gefühl des Ausgeliefertseins, das sich beim Antragsteller einstellen kann. Auf dieser Basis funktionieren die Geschäftsmodelle der gewerblichen Visaservices, die anbieten, alles zu erledigen. Wir haben durchaus Verständnis für die Abneigung, solche Prozeduren selbst zu übernehmen, empfehlen aber, sich vorher zu informieren, ob der Serviceleister seriös arbeitet. Dazu eine Informationsseite, die nahezu alle Fragen zum China-Visum anspricht, auch beschreibt, welche Unterlagen einzureichen sind.

Da wir nahe bei Hamburg wohnen, besuchen wir dort den Konsularprovider CVASC und zwar im empfohlenen Zeitfenster: Wenigstens 1 und längstens 3 Monate vor der geplanten Reise. Man kann sich online ankündigen, bekommt dann einen Termin und eine Besuchernummer. Tatsächlich geht es in Hamburg auch ohne Reservierung, die Wartezeiten sind kaum spürbar. Reisepässe, ausgefüllte Anträge sowie die notwendigen Unterlagen haben wir dabei, werden aber beim ersten Besuch abgewiesen, da wir die Flugtickets nicht vorlegen können. Das holen wir nach, beschreiben auf dem Itinerary auch spezifiziert, wie unsere Ausreise über den Landweg nach Vietnam ablaufen soll und unterzeichnen diese Erläuterung noch einmal gesondert. Dann klappt es, 3 Tage später können wir die Reisepässe wieder abholen, die Visa wurden genehmigt. Die happigen Gebühren lassen sich bei Abholung mit Karte bezahlt.

Technik, die wir brauchen werden:

Strom gibt’s inzwischen nahezu weltweit, aber einen globalen Steckdosenstandard nicht. Was wir zu China finden ist nicht einheitlich, es gibt Aussagen, wonach der deutsche Schukostecker problemlos verwendbar sei, andere raten, einen Adapter dabei zu haben. Welche Version korrekt ist, werden wir nach unserem Besuch wissen und hier berichten. Um das Risiko der Stromversorgung unserer Technik vor Ort zu minimieren, kaufen wir uns preiswerte Steckdosenadapter, unser Gepäck wird’s verkraften, wenn die Anschaffung überflüssig war.

Unsere größte Sorge ist allerdings eine andere, nämlich in China keinen Zugriff auf das freie Internet, also E-Mail, Suchmaschine, Social Media zu bekommen. Es heißt, dass über sogenannte VPN eine technische Möglichkeit besteht, diese Sperren zu umgehen. Dafür laden wir vorsorglich die Apps VPN Proxy Master und ExpressVPN auf unsere mobilen Geräte. Natürlich brauchen wir auch einen Provider, um überhaupt eine Datenverbindung aufzubauen, falls WLAN nicht gegeben ist. Bisher nutzen wir auf Reisen lokale SIM-Karten. Wir werden das ebenfalls in China versuchen, gönnen uns aber als persönliches Update einen neuen mobilen Router, der im Zweifel auch ohne chinesische SIM arbeitet: Glocal me, ausgestattet mit einer virtuellen Anbindung an internationale Provider, die zu recht günstigen Preisen Datenpakete anbieten.

Kommunikation:

Als Alleinreisende müssen wir überlegen, wie wir in China kommunizieren können, Fremdsprachenkenntnisse dürfen wir bei unseren Gastgebern nicht voraussetzen, Dolmetscher, wie sie Gruppenreisen beigeordnet sind, haben wir keine und pantomimisches Herumfuchteln wird uns nicht weit bringen. Das Problem der Verständigung lässt sich inzwischen gut mit Übersetzungs-Apps lösen, etwa der kostenlosen von Pleco, die wir vorsorglich bereits einspielen. Wir sind gespannt, wie bzw. ob das in der Praxis funktioniert.

Orientierung:

Wissen, wo man ist und jemand fragen können, wo es weiter geht ist eine Standardsituation in der Fremde. Mit mapsme, das uns regelmäßig begleitet, ist das kein Problem, die elektronischen Landkarten sind zweisprachig beschriftet. Das sollte hilfreich sein. Vorsorglich laden wir die Übersichten der Provinzen, die wir besuchen, schon herunter, wissen, dass wir uns auf das Tool verlassen können, da es auch Offline funktioniert, solange GPS-Signale empfangbar sind.

Was es sonst noch an Vorbereitung gibt, ist eigentlich Routine. Ob wir an alles gedacht haben, ob wir uns zu viele Gedanken gemacht haben oder zu wenige, wird sich zeigen. Es wird schon klappen. Schließlich sind wir nicht die ersten Langnasen, die China bereisen und Panikberichte anderer Besucher sind uns nicht bekannt, wobei wir zugeben müssen, danach auch gar nicht gesucht zu haben.

Oder um es mit Konfuzius zu halten “Nachher ist man immer schlauer”. Keine Ahnung, ob er das so gesagt hat, aber es wäre ihm zuzutrauen.

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