Unser Naher Osten, ein Fazit

In einem Vergleich: Erfahrungen der Reisen durch Israel und Jordanien. Überrascht Euch unser Ergebnis?

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Die Monarchie Jordanien wirkt auf uns ländlich, rustikal. Industrie und moderne Strukturen prägen das Land partiell nur dort, wo es urban ist. Hier muss noch viel entwickelt werden. Versorgung mit Energie und Trinkwasser, Digitalisierung der Kommunikation, das Warenangebot, öffentlicher Verkehr, Zustand von Straßen und Unterkünften, all das hat viel Potenzial, das noch ausgeschöpft werden darf.

Im Gegensatz hat Israel zurecht den Anspruch, hochentwickelt zu sein. Seine Infrastruktur unterscheidet sich kaum von westlichen Industrieländern und der Übergang von der Agrar- zur Hightech-Nation ist nahezu vollzogen. Die Versorgung funktioniert lückenlos. Das fühlt sich an wie Westeuropa oder USA.

Pluspunkt? Eigentlich Geschmacksache. Manche Reisende mögen es All-Inclusive, alles soll so sein wie daheim, andere mögen es rudimentär und suchen den Simple Way of Life.

Landschaften und Sehenswürdigkeiten

Das nimmt sich im Vergleich eher wenig. Beide Länder haben fast identische geografische und klimatische Bedingungen. Sogar das seltsame Biotop Totes Meer verteilt sich gleichmäßig auf beide Länder. Und die kulturhistorische Entwicklung fand ja immer in größeren Räumen statt. Was Ägypter, Nabatäer, Römer, Byzantiner, Kreuzfahrer und Osmanen hinterließen, hat mit den heutigen Grenzziehungen nichts zu tun.

Die Staaten der Region wurden ja erst durch die Briten und die Vereinten Nationen generiert. Was wir unterwegs an Sehenswürdigkeiten finden, ist im Ergebnis von gleicher Qualität. Ihrem Schutz widmen Israel und Jordanien die gleiche hohe Priorität. Nuancen gibt es, aber die möge jeder selbst bewerten, wir haben ja dazu eine Menge geschrieben.

Tourismus

Beide Länder bemühen sich, es Reisenden leicht zu machen. Jordanien, so unser Fazit, ein wenig mehr als Israel. Entscheidend in diesem Punkt ist der Service. Da hat Israel im Vergleich zu Jordanien weniger zu bieten. Oft haben wir den Eindruck, dass die Menschen im israelischen Dienstleistungssektor wenig mit dem Herzen bei der Sache sind und ihren Job distanziert nach Vorschrift machen, Herzlichkeit lässt sich kaum verordnen.

Ganz im Gegensatz zu den Jordaniern, die sich meistens erkennbar persönlich engagieren und immer bemüht sind, es uns gut gehen zu lassen. Für Israelis scheint das ein Nebenaspekt zu sein, den sie mühelos vernachlässigen.

Gastlichkeit

Überwältigend ist die ausgeprägte Gastfreundschaft der Jordanier. Wir haben tolle Erlebnisse, wo uns Menschen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, helfen. Wir werden spontan bewirtetet und haben das Gefühl, dass man sich aufrichtig für uns interessiert. Das sind normale Leute aus dem Volk. Ja, sogar Tourismusprofis sind flexibel, entgegenkommend und oft bereit, pragmatisch etwas zu regeln, wo wir in Israel auf wenig Verständnis gestoßen wären.

Echte Gastlichkeit findet sich zwar auch in Israel, aber eher als Ausnahme denn als Regel und als Besucher ist man dann von ihr besonders überrascht. Vielleicht hängt die israelische Mentalität mit der permanenten Bedrohung zusammen. Aber gerade dann wäre doch logisch, wenn im Innenverhältnis mehr Empathie und Solidarität das Miteinander prägten. In Zeiten der Not steht man doch zusammen und kultiviert nicht seinen Egoismus.

Die Sache mit den Preisen

Keine Frage, Reisen im Nahen Osten lassen den Budgettouristen schnell an seine wirtschaftlichen Grenzen stoßen. Das muss man wissen und als bittere Pille schlucken. Was der Tourist erst unterwegs lernt ist, Preisforderungen kritisch zu hinterfragen und gnadenlos zu feilschen. Für Jordanien waren wir präpariert, werden aber oft angenehm überrascht.

Anders in Israel. Weil das Land auf den ersten Blick westlich wirkt, werden wir ohne Deckung kalt erwischt. Die Mentalität, andere Leute über den Tisch zu ziehen, ist weit verbreitet. Immerhin leiden Einheimische darunter genauso wie der ausländische Besucher. Schade eigentlich, es macht keinen Spaß, ständig im Misstrauensmodus zu sein.

and the winner is …

Würde uns heute jemand vor die Alternative stellen, entweder nur in Jordanien oder nur in Israel herum zu reisen, geben wir ganz klar Jordanien den Zuschlag. Es war gut, beide Länder zu erleben und unterm Strich war es doch eine höchst interessante Zeit. Ob wir zurückkommen, liegt in den Sternen, die Welt hat ja noch so viele Ecken zu bieten, die wir nicht kennen.

3 Gedanken zu „Unser Naher Osten, ein Fazit

  1. Interessante Eindrücke. Eine Kollegin von mir war zuletzt auch in Jordanien und war sehr begeistert. Seid ihr mit einer organisierten Reise oder auf eigene Faust unterwegs gewesen?
    Einen herzlichen Gruß, Nathalie

    • Hallo Nathalie,

      wir organisieren unsere Reisen immer selbst, das macht mehr Spass und erleichtert die Finanzierung, da wir die Provisioen für die Reiseveranstalter einsparen. Im Falle von Jordanien wird dem Individualreisenden das Unterwegssein tatsächlich leicht gemacht. Alle die wir getroffen haben, seien es Offizielle oder normale Bürger, waren außerordentlich gastfreundlich ud hilfsbereit. Weil wir uns selbst organisieren, brauchen wir auch keine Rücksicht auf eine Gruppe zu nehmen sondern können frei und nach eigenen Vorlieben entscheiden, wo wir wie lange bleiben und was wir unternehmen wollen. Und Deine Kollegin hat recht, Jordanien ist ein Land, das noch begeistern kann.

      Viele Grüße
      Christiane und Aras

      ps: wenn konkrete Tipps benötigt werden, helfen wir gerne

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