Malakka

Reisetipps Malakka, Stadt an einer der aufregendsten Schifffahrtsrouten der Welt. Was ist vom legendären Flair geblieben?

Es gibt Städte auf unseren Reisen, die würden wir am liebsten mit einer Zeitmaschine besuchen. Und zwar immer dann, wenn ganz offensichtlich die Gegenwart einer Stadt nicht annähernd an ihre Bedeutung in der Vergangenheit anknüpfen kann. Malakka ist so ein Ort. Die Stadt hat eine fesselnde Geschichte. Gegründet von Chinesen. Besucht von Marco Polo. Einverleibt von den Portugiesen. Erobert von den Niederländern. Beherrscht vom ehemals großen Britannia und schließlich entlassen in die Unabhängigkeit Malaysias. Das alles hat sehr viel zu tun mit der zentralen Lage an einem der wichtigsten Seewege der Welt. Dass Malakka heute als Hafen nur eine minimale Rolle spielt, ist die Folge einer Versandung der Flussmündung. Jedoch der große Name ist geblieben. Auch wenn die Gegend wegen der vielen Piratenüberfälle bis vor kurzem noch als eine der gefährlichsten der Weltmeere galt, ist das heute schon wieder Nostalgie. Malakka wirkt sicher und eher schläfrig wie Abrahams Schoß.

Ein ziemlich chinesisches Kulturerbe

Zusammen mit George Town teilt sich Malakka inzwischen den Status eines UNESCO Weltkulturerbes. Ein guter Grund also, hier Halt zu machen und Reisetipps für Malakka zu sammeln Immerhin bedeutet dieses Prädikat, dass es einiges zu sehen gibt. So mieten wir uns eine Unterkunft im Jonker Walk, einer der zentralen Anlaufpunkte der Altstadt. Und hoffen, damit dicht am touristischen Geschehen zu sein. Hier dominieren chinesische Einflüsse. Ja, nirgendwo wird deutlicher, wie wichtig Malakka Anfang des 15. Jahrhunderts für China war. Strategisch, wie auch als Handelsniederlassung.

Wohl diese speziellen historischen Bande ziehen heute viele chinesische Besucher an. Nahezu der gesamte Tourismus ist auf sie ausgerichtet. Die Ausstattung der Geschäfte, die Dekorationen, das Warenangebot, nahezu alles, was dem Besucher präsentiert wird, ist dieser Hauptzielgruppe gewidmet. Und das sind eben nicht wir Europäer. Damit können wir leben. Problematisch ist nur die Gastronomie. Westliche Frühstückskultur hat in diesem Winkel der Welt keine Fans gefunden.

Auf der Suche nach Brot und Ei

So irren wir morgens durch die Gassen rund ums Hotel, um wenigstens Toast mit Butter, ein Ei und natürlich Kaffee aufzutun. Verstärkt werden unsere Leiden durch die Öffnungszeiten der Restaurants. Eigentlich bieten die nur zu den Stoßzeiten mit Tagestouristen Mahlzeiten an. Nämlich zwischen 10:00 und 18:00 Uhr. Außerhalb dieses Zeitfensters stehen wir vor geschlossenen Türen. Alternativen finden wir nur in anderen Vierteln. Die wenigen geöffneten Restaurants in der Altstadt mit einer ansprechenden Speisekarte warten entweder mit Preisen auf, die nicht von dieser Welt sind, oder entpuppen sich als gastronomischer Fehlschlag.

Reisetipps für die Altstadt

Gut erkennbar sind die alten Strukturen des Viertels. Häuser, die im Prinzip unverändert erhalten sind und überall dort, wo sich Geschäfte machen lassen, hervorragend restauriert wurden. Sicherlich ein guter Ansatz, die Altstadt zu Fuß zu entdecken. Gerne würden wir dabei auch Antiquitätenläden besichtigen, für die Malakka bekannt ist. Leider Fehlanzeige. Die Zeiten, wo man hier fündig wurde, liegen lange zurück. Wer kein Problem hat, stark überteuerte Objekte zu kaufen, ist willkommen. Wen das stört, der bummelt weiter. So wie wir.

Es gibt viel zu sehen in den Straßen und Gassen der Altstadt: Alte Chinesische Handelshäuser, Tempel und Versammlungshäuser.

In der Heerenstraat

Eine dieser typischen Straßen ist die Jalan Tun Tan Cheng Lock, eine Wohnstraße mitten im UNESCO Weltkulturerbe. Sie wurde zu Zeiten der Holländer angelegt. Damals hieß sie noch Heerenstraat. Viele der alten holländischen Handelshäuser wurden inzwischen kunstvoll restauriert und können zum Teil auch besichtigt werden.

Der Erlebniswert dieser Altstadt ließe sich ohne Frage steigern, herrschte im ganzen Quartier ein Fahrverbot. Gassen und Spaziergängerzonen sind zu eng für den Verkehr. Wir befinden uns permanent im Ausweichmodus und langsam machen uns die Abgase zu schaffen. Deswegen suchen wir alternative Wege. Die finden wir am Sungai Melaka, dem Fluss, der sich aus dem Hinterland, durch die Stadt zur Straße von Malakka windet.

Im Backstein Viertel

Zunächst gelangen wir am Ausgang von little-big Chinatown zu einer Ansammlung von Häusern aus der niederländischen Kolonialzeit. Backsteingebäude thronen hier. Einst offizielle Einrichtungen von Verwaltung und Bürgern. Irgendwo entdecken wir gar eine mannshohe Hollandmühle. Nicht, dass hier weniger Touristen her fänden. Im Gegenteil. Aber lustig ist das Treiben.

Vor dem ehemaligen Rathaus ist nämlich ein Roundup der Fahradrikschas. So ein Spektakel erleben wir zum ersten Mal. Rikschas, die sich farblich an grellen Themen ausrichten. Mobile Pokemons oder Hello Kitty, in knalligem Rosa, viel Plüsch, Girlanden und Blumen. Top-Fahrer montieren überdies bullige Hifi-Anlagen auf ihre Gefährte und kutschieren ihre vorwiegend asiatische Kundschaft lautstark umher.

Am Fluss, Reisetipp Kampung Morten

Wir wenden uns dem Fluss zu. Gut gemacht sind die Promenaden an beiden Ufern des Sungai Melaka. Ob es nur uns auffällt? Die schneeweiße St. Francis Xavier Church, die man von hier aus gut sieht, ist schief! in Italien wäre das schon längst eine Attraktion geworden, in Malakka flaniert man still vorbei.

Unser Gang führt uns entlang des Flusses und vorbei an pittoresken Häuserzeilen. Wunderschön und zum Teil noch im ursprünglichen Zustand. Leider gilt auch hier: Gut bestückte Antiquitätenhändler gibt es nicht. Die einschlägigen Geschäfte offerieren überteuertes Kunsthandwerk oder alten Ramsch. Den Spaß lassen wir uns dadurch nicht verderben. Stattdessen laufen wir soweit am Fluss, wie es der kleine Fußweg erlaubt. Immer wieder schön anzusehen sind die Aussichtsboote, die auf dieser Route fahren. Meist mit Kapitäninnen, denn auch die Frauen in Malakka mischen fleißig im Tourismus mit.

Ein indigenes Dorf

An einer der letzten Biegungen des Flusses, setzen wir den Weg über die normale Straße fort. Sie ist hier weniger stark befahren. Etwa 15 Gehminuten entfernt vom Zentrum Malakkas erreichen wir das Museumsdorf Kampung Morten.Ein traditionelles, malayisches Dorf mitten in der großen Stadt..

Über eine Brücke gegenüber des Majestic Hotels kommen wir hinein. Der Eintritt ist übrigens frei. Die Häuschen, auch Teil des Weltkulturerbes, wirken wie ein anachronistischer Fremdkörper in dieser Umgebung. Immerhin es gibt sie. Steht das Zentrum der Stadt mehr für die alten kolonialen Handelskontore, ist Kampung Morten eher ein originales Überbleibsel der indigenen Bevölkerung. Schmucke kleine Häuser, um Teil auf Stelzen, mit Vorgärten voller Blumen. Ein Rundgang dauert etwa 30 Minuten und sollte bei keiner Stadtbesichtigung fehlen.

Zur Mutter aller Viewpoints Malakkas

Auf einen besonderen Höhepunkt bereiten wir uns am Spätnachmittag vor. Dazu besorgen wir uns ein Grab-Taxi. Ziel ist die künstliche Insel “Pulau Melaka”, die der südlichen Hafenseite vorgelagert ist. Wer selbst, etwa mit dem Motorrad unterwegs ist, biegt am besten beim Hotel Sheraton auf die Abfahrt Richtung Meer. Wir lassen uns bei der Moschee Selat Melaka absetzen. Die Moschee ist auf Pfeilern ins Meer hinein konstruiert, mit einem Minarett, das an einen schlanken Leuchtturm erinnert. Es passt, wir sind rechtzeitig kurz vor Beginn der goldenen Stunde vor Ort. Und wir haben Glück, denn was wir dann sehen ist super.

Vielleicht der wichtigste Reisetipp für Malakka: Der spektakuläre Sonnenuntergang über der Straße von Malakka. Fast synchron zum Einsetzen der Dämmerung wird die Moschee illuminiert. Und diese Kombination ist nahezu einmalig. Das wissen auch die Zuschauer, die sich wie auf ein geheimes Zeichen hier zur besten Zeit einfinden. Den gelungenen Abend beenden wir nach der Rückfahrt in einem Foodcourt. Der hält zwar nicht mit der Qualität des Sunsets mit, erfüllt aber immerhin seinen Zweck, uns gut und preiswert zu sättigen.

Reiseziel Malakka

Schade, die Stadt ist nicht an das Schienennetz angebunden. Aber mit dem Flugzeug über den Malacca International Airport und natürlich über die Autobahnen ist sie bestens erreichbar. Kuala Lumpur ist per Bus rund 2 Stunden entfernt, Singapur etwa 4 Stunden. Die Busse starten und enden jeweils am zentralen Busbahnhof, der etwa 5 km außerhalb der Stadt liegt. Mit Shuttlebussen oder Grab Taxis kommt man leicht ins Zentrum, auch in die Altstadt zur Jonkerstreet.

Ob man Malakka unbedingt sehen muss? Wir finden schon, aber es ist sicher auch eine Frage der Zeit, mit der der Malaysia-Reisende disponieren kann. Aber im Zweifel hilft unser Bericht sicher weiter.

George Town, Ipoh, Cameron Highlands, Kuala Lumpur, Pulau Langkawi

in 2 Wochen durch Malaysia

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