Reisen im Tal der Dordogne

Wo die Dordogne fließt – und auch die Vézère

Seit unserem letzten Besuch wissen wir: auch in Frankreich sind Jahreszeiten nicht mehr wie früher. Zugegeben, unsere Reise begleitet die Hoffnung, einen tollen Frühling zu erleben. Vielleicht sogar mit Glück einen vorgezogenen Sommeranfang. Aber die Zeiten ändern sich. So fahren wir in der Gewissheit, immer flexibel sein zu müssen. Und unser Plan ist, keinen Plan zu haben.

Zu den Regionen, die wir besser kennenlernen wollen, gehört die Dordogne. In Schlaufen windet sie sich kurvenreich durch das Land. Wie auch die Vézère, die bei Limeuil in sie mündet. Diese beiden Flüsse begrenzen grob das Gebiet, das wir erkunden. Es erstreckt sich über mehrere Départements. Unser Interesse gilt der Natur, Schlössern und Burgen, den typischen Ortschaften auf unserem Weg und den besonderen Sehenswürdigkeiten

Die Unterkünfte

Wir entscheiden über airbnb unterzukommen. In Apartments mit Küchen, wo wir selbst kochen. Die frischen Zutaten dafür besorgen wir uns auf den regionalen Märkten. Gerne kaufen wir dann auch lokale Spezialitäten, die wir in Deutschland kaum oder nur überteuert finden.

Bei Montignac liegt unsere erste Bleibe. Aber die beschert uns eine wertvolle Lektion für die gesamte Reise: Aktiviere bei der Suche in airbnb immer das Merkmal WLAN. Sonst passiert, was wir erleben. Tolle Unterkunft, aber der Router ist für Gäste tabu oder gar nicht vorhanden. Internet ist in Frankreich leider nicht so selbstverständlich, wie etwa in Asien.

Wie auch immer, wir finden eine Alternative, als Mitbewohner in einem prächtigen Landhaus bei Condat-sur-Vézère. Von dort aus erkunden wir die Umgebung. Sogar eine kleine Wanderung ist drin. Später mieten wir uns im idyllischen Dorf Daglan, in einer kleinen Wohnung, ein. Die Distanzen zu einigen unserer Ziele sind von hier aus noch kürzer.

Aktivitäten

Reine Wandertouren gibt es für uns leider nur wenig, dazu ist das Wetter zu unbeständig. Wir nutzen trotzdem jede Gelegenheit, unterwegs zu sein. Begleitet durch Regen- und Steppjacken, die ständig griffbereit sind. Besichtigen muss man natürlich nicht alles. Ob es sich lohnt, entscheiden wir spontan. Ansonsten geben wir uns der tollen Natur hin, suchen und finden romantische Ortschaften und kulturelle Denkmäler.

Reise in die prähistorische Vergangenheit

Wer in der Dordogne urlaubt, wird es kaum schaffen, museale Aspekte zu verdrängen. Die gesamte Region ist ja nicht nur für den modernen Menschen attraktiv. Schon in Urzeiten war sie besiedelt und ist damit sozusagen eine der kulturellen Wiegen Europas. Schon einmal hier, macht es natürlich Sinn, die berühmtesten Stätten zu besuchen, wo sich noch heute Spuren finden. Aus einer Zeit, die fast 20.000 Jahre zurück liegt. Die Epoche der Cro-Magnon Menschen.

Lascaux

Für die Besichtigung des Komplexes rund um die Höhlen von Lascaux nehmen wir uns ausreichend Zeit. 3 Stunden sollte man dafür schon mitbringen. Tickets reservieren wir Online im Lascaux Centre. Das erspart Wartezeiten. Parken können wir gratis auf dem riesigen Gelände, vor dem Besucherzentrum. Keine Angst, auch blutige Laien wie wir, werden fachkundig durch die original nachgebauten Höhlen begleitet. Im Foyer schließen wir uns einer deutschsprachigen Gruppe an und bekommen zum Guide noch Erklärtexte auf einem Audiogerät. Das kann übrigens auch Bilder aufnehmen, die man sich an die eigene Email-Adresse schickt. Das alles ist hypermodern, multimedial und spannend. Ein faszinierendes Erleben urzeitlicher Kunst in einer (fast) originären Umgebung.

Rouffignac, Les Eyzies und La Madeleine

Natürlich geht da noch mehr. Etwa die Grotte von Rouffignac. Für einen Eintrittspreis von 7,80 € bekommen wir eine Fahrt mit einer kleinen Bahn durch den Hauptteil der Höhle. Große Attraktion hier sind die Mammuts, die tatsächlich früher hier lebten. Die Tiere wurden von unseren Ahnen nicht nur gejagt, sondern auch auf die Felsen gemalt. Über 8 km fährt das Züglein mit den Besuchern wie eine Geisterbahn durch die Gänge. Überraschend ist das Verkehrsaufkommen. Wir zählen während unseres Besuchs 3 Züge, die uns entgegenkommen. Achtung, wer die Grotte besichtigt, sollte sich warm anziehen. Drinnen ist es mit 13 Grad recht kühl.

Ganz in der Nähe liegt Les Eyzies-de-Tayac; die Wiege des Cro-Magnon Menschen. Die rustikalen Felsstrukturen der Fundstätte beginnen direkt an der Durchgangsstraße. Dahinter liegt der museale Bereich. Tatsächlich ist die ganze Region auf prähistorische Sehenswürdigkeiten ausgerichtet.

Zum Beispiel bei Tursac in “La Madeleine“. Eine Siedlungsstätte, die tausende von Jahren bis in die Neuzeit genutzt wurde. 7 Euro Eintritt zahlen wir, die sich lohnen. Ob man nun pädagogisch unterwegs ist und lernen will oder sich nur interessiert inspirieren lässt, ist eigentlich egal. Interessant sind diese Orte allemal. Nachzuempfinden, wie das Leben vor Beginn der Zeitrechnung ablief, ist spannend. In einer Zeit ohne die Vegetation, die wir heute sehen. Karg, hart und eiszeitlich.

Schlösser, Burgen und Landschaften

Die Fahrten durch die Region führen vorbei an schön anzusehenden Schlössern und burgartigen Gemäuern. Einige sind auch für Besichtigungen freigegeben. Natürlich gegen den üblichen Obolus. Meist genügt uns der Anblick von außen, denn oft liegen die Objekte ganz idyllisch auf einem Hügel mit Flussblick.

Mehr Zeit widmen wir den imposanten baulichen Berühmtheiten und speziellen geologischen Sehenswürdigkeiten, wie etwa den erschlossenen Grotten.

Beynac-et-Cazenac

An den Ufern der Dordogne, wo es sich trefflich entspannen lässt und die Ausflugsboote anlegen, erhebt sich beeindruckend über uns die Festung Beynac-et-Cazenac. Eine steile, 150 Meter hohe Felswand, auf dem eine prächtige Burganlage aus dem 12. Jahrhundert thront. Das ist nicht nur aus der Froschperspektive ein genialer Anblick. Und natürlich wandern wir nach oben. Über Kopfsteinpflaster durch enge Gassen zur Spitze des Berges, vorbei an alten Quartieren und Wehranlagen. Die oberste Ebene ist teilweise nur gegen Bezahlung betretbar. Aber auch die eintrittsfreien Bereiche bieten uns tolle Aussichten.

Château Castelnaud-la-Chapelle

Gegenüber von Beynac erhebt sich am Ufer der Dordogne die imposante Festung Castelnaud. Ein mittelalterlicher Trutzbau, zu dem man einen kleinen Spaziergang über pittoreske Wege unternehmen sollte, weil Aussicht und Atmosphäre wirklich beeindrucken.

Tropfsteinhöhle Gouffre de Proumeyssac

Nicht alle Höhlen, die wir passieren, besichtigen wir, aber eine ganz besondere wollen wir näher entdecken. Die Tropfsteinhöhle bei Audrix rühmt sich, ganz besondere Effekte zu bieten. Die wollen wir sehen und schließen uns einer Führung an. Dafür wählen wir den Weg zu Fuß. Alternativ wird eine Art Lift angeboten, der die Besucher in die Grotte hinab lässt. Tatsächlich ist die Besichtigung ihr Eintrittsgeld wert. Die bizarre unterirdische Landschaft wird illuminiert und ist durchaus ein komplexes Erleben, das alle Sinne anspricht. Obwohl dort das Fotografieren eigentlich untersagt ist, gibt es übrigens kaum einen Besucher, der sich daran hält. Ja, Smartphones sind schon tolle Begleiter.

Dörfer und Städte

Viele Ortschaften laden zu einem Besuch ein und bieten durchaus typische Ansichten, die wir gerne in Augenschein nehmen. Nachdenklich macht, dass wir mehrmals auf Städte stoßen, die wie ausgestorben wirken. Wir gewöhnen uns zwar daran, dass mittags regelmäßig die Läden schließen und kaum Menschen auf der Straße sind. Gleichwohl ist das schon gespenstisch für eine Nation, die gerne betont, Lebensfreude erfunden zu haben. Den Grad der Verödung erkennen wir in aller Regel an den Parkgebühren. Teuer ist es dort, wo viele Menschen sich einfinden. Nahezu umsonst ist es in den angehenden Geisterstädten.

Montignac

Ein gemütlicher Ort, mit kaum 3.000 Einwohnern, der durchaus sympathisch wirkt. Touristisch zwar, aber strukturell gesund. Mit guten Einkaufsmöglichkeiten, schmucken Häusern und Gastronomie, die zum Verweilen einlädt. Bei schönem Wetter eine Chance, französische Lebensart zu genießen. Und an einem Tisch im Straßencafé das Leben vorbei ziehen zu lassen.

Saint-Léon-sur-Vézère

Der Ort hat, was so begehrt ist, nämlich das Prädikat “schönstes Dorf Frankreichs”. Und das kann man auch sehen, alles ist wunderschön dekoriert und die Lage direkt an der Vézère tut ihr übriges. Herausragend ist die alte Pfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert. Sowie eine kleine Burg, das Manoir de la Salle, in einem Park am Dorfeingang. Saint-Leon lädt ein zum gemütlichen Verweilen und einen kleinen gemütlichen Rundgang, den wir uns nicht nehmen lassen.

Saint-Amand-de-Coly

Klar, auch ohne das Schild am Eingang der Ortschaft weiß man sofort: Saint-Amand gehört ebenfalls zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Als besonders sehenswert erweisen sich eine beindruckende romanische Wehrkirche, die vor rund 900 Jahren erbaut wurde und und als uneinnehmbar galt.

Daglan

Die kleine Ortschaft am Fluss Ceou im Perigord tun wir auf, nachdem wir in airbnb passende Unterkünfte checken. Daglan liegt rund 20 km südlich von Sarlat und ist damit eine perfekte Basis für weitere Erkundungen der Region. Es heißt, die Einwohnerzahl lag bis zum 19. Jahrhundert stabil bei 1.500 Menschen. Dann ging es bergab. Aber die Struktur blieb. Und auch die Häuser. Viele sind aus Natursteinen erbaut, was Daglan ein mittelalterliches Aussehen verleiht. Ein Wechsel ist spürbar, zum Feriendorf. Alles wirkt restauriert und proper.

Und Daglan hat, was es braucht für ein gutes Auskommen: Ein oder zwei Restaurants, den kleinen Supermarkt, die Bäckerei. Sowie den überschaubaren Platz im Zentrum, auf dem sonntags ein Markt stattfindet. Vielleicht ist der aus Sicht der Franzosen minimalistisch. Aber für einen deutschen Besucher ist es großartig, frisches Gemüse und Obst zu bekommen. Und den Käsewagen zu finden, mit Spezialitäten der Region.

La Roque-Gageac

Die kleine Gemeinde liegt direkt am Ufer der Dordogne am Fuß einer hochaufragenden Kalksteinwand mit Südlage. Das verschafft dem Ort ein mildes, mediterranes Klima. Eine Besichtigung wert ist zu sehen, wie Gebäude und Gärten baulich in die Wand hinein gesetzt wurden. Sogar die Kirche passt sich diesen besonderen Bedingungen an. Übrigens, auch La Roque-Gageac trägt das Prädikat eines der schönsten Dörfer Frankreichs.

Belvès

Die im wahrsten Sinne herausragende Ortschaft thront auf einer Anhöhe und bietet herrliche Ausblicke auf eine tolle Umgebung. Mit seinen rund 1.500 Bewohnern gehört der Ort offiziell zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Tatsächlich finden wir in der „Stadt mit den 7 Glockentürmen“ noch eine stilvolle, mittelalterliche Kulisse, zu der auch eine alte Kirche und eine Markthalle gehören. Sogar einen eigenen Zugang zu Höhlen gibt es hier.

Sarlat-la-Canéda

Die Gemeinde mit fast 10.00 Einwohnern ist einer der Anziehungspunkte der Region. Der gesamte historische Stadtkern wurde vor einigen Jahren aufwändig restauriert und ist ein Augenschmaus. Es gibt hier unzählige eindrucksvolle Bauten aus dem Mittelalter, aber vor allem einen großen Markt. Samstags bieten regionale Erzeuger ihre Produkte an, neben den inzwischen üblichen Ständen, mit Textilien aus Asien. Der Markt lohnt einen ausführlichen Bummel. Aber Achtung kommt nicht zu spät, denn um 13 Uhr ist Schluss.

 

Domme

Fein aber klein, mit kaum 1.000 Einwohnern trägt Domme ebenfalls das Prädikat, das die schönsten Dörfer Frankreichs auszeichnet. Bereits von weitem sichtbar, der Ort liegt auf einem 250 hohen Felsen, ist Domme eine echte touristische Attraktion. Ein mittelalterliche, gut erhaltene Stadtstruktur und Stadtmauer, ein prächtiges Stadttor sowie eine alte Markthalle bilden den Kern. Auch Grotten und Höhlen lassen sich hier besichtigen. Für uns am interessantesten ist die “promenade des falaises”. Von dort öffnet sich das Panorama über das Tal der Dordogne. Mit Sichten an guten Tagen bis hinüber nach Beynac.

Tipps für Unterwegs

Wir fahren durch Frankreich. Gelegenheit, einen Tipp loszuwerden, der nicht nur für die Dordogne gilt. Wer in seiner Zielregion ankommt, tut gut, bei Nutzung von Onlinekarten die Option „Straßen ohne Maut“ zu aktivieren. Wer hat, sollte seine Blitzer-App bereithalten, weil schnelle Fahrer in Frankreich recht freizügig ausgenommen werden. Das alles summiert sich zu erklecklichen Nebenkosten und wird nur getoppt durch beeindruckende Parkgebühren. Letztere lassen sich manchmal senken, nimmt man weitere Anmarschwege in Kauf

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