Puebla

Puebla, Weltkulturerbe im Schatten des Vulkans

Popocatepetl. Der Name ist aus dem Geografieunterricht hängen geblieben. Lang ist das schon her und nun sind wir in der Stadt, die im Schatten des Vulkans liegt, der sich in diesen Tagen hinter Wolkenschleiern versteckt. Besser das, als ihn im aktiven Zustand zu erleben.

Was immer die Stadt an vulkanischen Erlebnissen in den fast 500 Jahren ihres Bestehens hinter sich hat, ihr historischer Kern ist intakt und großartig anzuschauen. Das Prädikat „UNESCO-Weltkulturerbe“, so unser erster Eindruck, ist voll verdient.

Das, was uns als als erstes ins Auge fällt, ist die mächtige Kathedrale Santo Domingo mit den höchsten Kirchtürmen Mexikos, die hinter einem gepflegten und großzügig angelegten Zocalo empor ragt. Überhaupt, dieser Platz beeindruckt. Umrandet von klassischen Bauwerken im Kolonialstil, bekommen wir einen Eindruck, welch Reichtum einst die Geschicke Pueblas bestimmte.

Da unser Hotel mit der gediegenen Umgebung dieses Zocalo nicht konkurrieren kann, schlendern wir morgens, wenn die ersten Strahlen der Sonne den Platz erreichen, zum Restaurant Royalty, auf einen Café Americano. Der Habitus der schwarz gekleideten Kellner mit ihren Haarnetzen, die sich um uns bemühen, wirkt, als ob die Zeit stehen geblieben ist. Morgens ist es noch gemütlich hier, jedenfalls solange, bis die Showcars hier cruisen. Und wer die Mexikaner kennt weiß, dass sie das am liebsten abends tun. Oft mit rabiat wummernden Bassboxen. Andere dezent leise, verborgen hinter getönten Scheiben.

Der zentrale Platz ist in Puebla nur einer von vielen ähnlichen im innerstädtischen Bereich. Immer in Nachbarschaft zu einer der vielen Kirchen, die Puebla sich gegönnt hat, findet man sie. Und jeder dieser Plätze hat etwas zu bieten: Schattige Bäume, Bänke und Unterhaltung. Kinder spielen, die Alten sitzen herum, palavern oder essen und Musikanten besetzen jede Ecke, die akustisch etwas hergibt.

Dicht hinter dem Zocalo liegen Einkaufsstraßen mit Geschäften, die alles im Sortiment führen, was das Herz begehrt. Sich neu einkleiden? Die Wohnung einrichten? Eine Party mit Getränken und Leckereien ausrüsten? Süßigkeiten und Gebäck einkaufen? Kein Problem, Mexiko zeigt sich hier in all seiner Grandesse. Eine Besonderheit im historischen Zentrum sind Gebäude, die oft über ihre gesamte Front mit kunstvollen Keramikkacheln geschmückt sind. Diese extravaganten Fassaden fügen sich zu einem Gesamtkunstwerk, mit lauschigen Hinterhöfen und Passagen, die als Café oder Ruhezone hergerichtet sind.

Eine echte Attraktion, wo Form und Inhalt sich perfekt ergänzen ist die „Avenida 6 Oriente“. Wir finden sie relativ leicht, Neugier ist dabei unser Navigator. Bei der Recherche zu Puebla sind wir nämlich darauf gestoßen, dass die Stadt berühmt ist für ihre Süßwaren.

Als Reisende, die sich gerne auf die kulturellen Eigenheiten ihres Gastlandes einlassen, ist uns klar: da müssen wir hin. In der besagten Straße reihen sich unter den farbigen, kunstvollen Häuserfronten, ungezählte Geschäfte voller Naschwerk. Eine Orgie, die sich bunt, lecker, klebrig und kalorienreich direkt an die Geschmackssinne wendet. Wer erst einmal diese Adresse gefunden hat, wird sich kaum disziplinieren, ohne probiert und gekauft zu haben, einfach weiterzugehen. Wenn nicht hier, wo sonst darf man als Fremder einmal aus sich herauskommen?!

Apropos Essen: Es müssen nicht immer die großen schweren Menüs sein. Lecker und erschwinglich zugleich lässt sich im „Las Ranas“ (Av. 2 / Poniente 102) essen. Tacos und Tortas gefüllt mit Fleisch, nach Dönerart (à la Pastor) gegrillt, wird hier perfekt serviert. Das schmeckt so gut, dass es sich sogar lohnt, geduldig auszuharren, bis einer der Tische frei wird. Die lange Warteschlange vor dem Eingang, wo drei Dönerspieße gleichzeitig drehen, ist der beste Beweis, dass der Laden spitze ist.

Ein Ausflug nach Cholula

Cholula, etwa 15 km entfernt vom Stadtzentrum Pueblas, ist zwar kein Weltkulturerbe, wurde aber immerhin als Puebla Magico gelistet. Das ist auf jeden Fall ein guter Grund für einen Besuch. Um hinzukommen empfehlen Fremdenführer, den Tren Turistico zu nehmen. Der startet vom Bahnhof an der Avenida 11 Norte / Avenida 18 Poniente.

Pech für uns, aus technischen Gründen fällt der Zug mehrere Stunden aus. Aber wo ein Wille ist, findet sich ein Colectivo. 4 Straßenblöcke entfernt liegt der Haltepunkt für die Kleinbusse. Wir zahlen 10 Pesos pro Person, um knapp 40 Minuten später in Cholula anzukommen.

Der Zocalo dort ist mächtig. Schon am Vormittag herrscht reges Treiben, Touristenbusse haben bereits Besucher herangefahren. Aber das alles wirkt nicht unangenehm, weil der lebendige Charakter des Ortes und die malerische Hauptstraße genügend Anlass bieten, nicht auf die Touristen zu schauen, sondern in die Auslagen der Geschäfte ins Visier zu nehmen.

Alles strebt auf die berühmteste Sehenswürdigkeit der Stadt zu, die große aztekische Pyramide Tlachihualtepetl. Eigentlich ist sie als solche gar nicht erkennbar. Sie sieht aus wie ein mächtiger Hügel, ist aber tatsächlich eine der größten sakralen Denkmäler weltweit. Gekrönt wird die Pyramide von der Kirche „Virgen de los Renedios“. Ja, so waren sie die Eroberer, immer noch einen draufgesetzt, um deutlich zu machen, welche Religion die Stärkere war, wer gesiegt hat und wer verloren. Zur Besichtigung mit Blick über die Stadt machen wir uns hinauf zur Kirche.

Die Pyramide birgt aber noch etwas anderes. Sie ist untertunnelt mit Gängen und Kammern, von denen ein Teil besichtigt werden kann. Der Eingang ist leicht zu finden, er befindet sich am Fuß des Berges, das Kassenhäuschen ist nicht zu verfehlen. 80 Pesos Eintritt kostet der Gang durch die Unterwelt. Über eine Treppe geht’s hinab, dort warten ca. 800 Meter Tunnel auf den Besucher. Klaustrophobiker sollten sich den Durchgang ersparen und wer körperlich sehr füllig ist, tut sich ebenso keine Gefallen bei der Besichtigung. Die ist nicht sonderlich spektakulär: gemauerte Gänge eben, die sehr sorgfältig gearbeitet sind. Wahrscheinlich ist es das Gefühl, einmal durch eine Pyramide gelaufen zu sein, das Besucher anlockt. Vielleicht auch die gruselige Vorstellung, unter hunderten von Tonnen Gesteins und Erde zu spazieren.

Eine weitere Sehenswürdigkeit besitzt Cholula. Richtig geraten, eine Kirche! Der Konvent St. Gabriel, ein mächtiger steinerner Klotz mit einem noch mächtigeren Vorplatz, der Plaza de la Concordia.

Es ist Zeit, an die Rückfahrt zu denken. Am Bahnhof des Touristenzuges, der nahe der Pyramide liegt, haben wir nachgefragt. Glückes Geschick, der Zug funktioniert wieder.

Aus Gründen, die wir nicht erfahren, braucht niemand ein Ticket zu kaufen, die Fahrt ist umsonst. Gutes, wenn es einem widerfährt, soll man einfach hinnehmen. Genau das tun wir und haben eine entspannte Zugfahrt zurück nach Puebla.

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