Mexico City

Klar, bevor wir einen Ort besuchen, informieren wir uns, was uns erwartet. Die Metropolregion Mexiko Stadt, das wissen wir bereits, gehört mit über 20 Millionen Einwohnern zu einem der größten urbanen Gebiete weltweit. Und glaubt man den Experten des Auswärtigen Amt, müssen wir dort besonders vorsichtig sein. Aber ehrlich, ähnliche Hinweise haben wir zu fast jeder Region gefunden, die wir in Mexiko besucht haben – und wir haben kein einziges schlechtes Erlebnis gehabt. Mit Respekt, aber ohne Angst, freuen wir uns auf den Besuch der Hauptstadt.

Wir nehmen uns übrigens gar nicht erst vor, die Stadt allumfassend zu erkunden. Weil uns nur wenige Tage Zeit bleiben, müssen wir selektiv Schwerpunkte setzen und spontan entscheiden, welche Highlights wir mitnehmen.

Unterkunft und Mobilität

Mexiko Stadt hat neben vielen modernen Stadtteilen auch ungezählte triste Wohnviertel sowie einen breiten Gürtel von Slums, welche die Stadt umschließen. All das macht die Suche nach einer geeigneten Unterkunft nicht einfacher. Wohnen im Hotel möchten wir nicht, sondern näher am normalen Leben der Stadt sein und ein wenig das Gefühl des “Fremdseins” aufbrechen. Deshalb mieten wir uns ein winziges airbnb-Apartment im Viertel Colonia Roma. Das ist ein Viertel im Art Deco Stil. Gediegen, mit einer Brise Nostalgie aus vergangenen, bourgeoisen Zeiten. Roma erlebt gerade die Blüte der Gegenkultur und gilt durchaus als hippes Szeneviertel. Perfekt für uns.

Unterwegs sind wir in Mexiko Stadt so oft als möglich zu Fuß. Für längere Distanzen nutzen wir “Uber” lieber als die verrufenen, normalen Taxis. Und im inneren Kreis der Stadt nehmen wir natürlich immer wieder die Metro. Hat man die Stationen erst einmal entdeckt, meist weist nur ein kleines, leicht übersehbares Schild mit einem “m” auf den Eingang zur Station hin, ist die Benutzung denkbar einfach. Tickets kauft man an Schaltern zum Einheitspreis von 5 Pesos pro Fahrt. Wir besorgen uns gleich einen kleinen Vorrat. So sind wir flexibel und können unabhängig vom Datum überall zusteigen, egal wie kurz oder lang die Strecke ist. Orientieren können wir uns ganz einfach am Streckenplan, wo die Linien farbig unterschieden sind.

Sehenswürdigkeiten

In allen Städten, die wir in Mexiko besuchen, haben wir uns daran gewöhnt, zuerst den Zocalo zu suchen, also die kulturelle und soziale Mitte. So halten wir es auch in Mexiko Stadt. Mit der Metro fahren wir bis „Pino Suarez“. Von dort aus spazieren wir den Rest zu Fuß, über breite Boulevards, vorbei an endlosen Reihen von Geschäften.

Der große Platz ist zwar nicht der schönste Mexikos, aber durch seine Fläche beeindruckend. Wie wir noch sehen, finden hier oft Ausstellungen statt oder öffentliche Veranstaltungen. Angefangen von politischen Aufmärschen bis hin zu volksfestartigen Events. Dominiert wird der Zocalo von der mächtigen Metropolitana Kathedrale. Eine Besichtigung lohnt immer. Die katholische Form den Glauben zu praktizieren, die Bildsprache der üppigen Dekorationen sowie die Liturgie, all das ist ja perfekt orchestriert, den Besucher tief zu beeindrucken, auch wenn man dem Glauben weniger verbunden ist.

Ohne einen festen Plan tauchen wir vom Zocalo in die Nebenstraßen, die auf der Westseite zwischen den repräsentativen, klassizistischen Bauten vom Platz abgehen. Shoppen, schauen und verzehren kommt einem in den Sinn, denn die Straßen sind als Fußgängerzonen gestaltet und laden zum Bummeln ein. Schnell kommt man von hier aus in den historischen Kern der Stadt, mit pittoresken Gebäuden, die ausweislich der Schilder, über 300 Jahre alt sind. Und das ist oft ausgesprochen sehenswert.

Eines der schönsten Bauwerke ist der Anfang des 20.Jahrhunderts errichtete Palast der Schönen Künste “Palacio de Bellas Artes”. Der prächtiger Marmorbau ist eine der wichtigsten kulturellen Stätte des Landes und Zentrum für Musik, Oper und Theater. Seit 1987 ist der Palast von der UNESCO als Kunstmonument ausgezeichnet. Dahinter erstreckt sich der Alameda Park, Mexiko Stadts ältester Park. Eine üppige Grünfläche mit vielen künstlerisch gestalteten Brunnen und schattenspendenden Bäumen. Dazwischen Bänke, die zum Ausruhen und zum Schauen einladen und langweilig wird es nie: Alt und Jung, einzelne Besucher, Gruppen und ganze Familien vergnügen sich hier.

Zurück beim Zocalo finden wir an der Ostseite der Kathedrale die Straße, die zum Nationalpalast führt. Der kann jeden Tag (außer montags) zwischen 10 – 17 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist übrigens frei. Benötigt wird nur ein gültiger Ausweis, den man als Pfand am Eingang hinterlegt. Viel mehr als der hübsche, kleine botanische Garten des Palastes und die musealen Räume interessieren uns allerdings die Fresken von Diego Rivera im Hauptinnenhof. Diese Wandbilder zählen unbestritten zu den wichtigsten Zeugnissen zeitgenössischer mexikanischer Kunst. Geradezu episch breitet Rivera dort seine Sicht der Geschichte Mexikos aus. Das berührt, denn der Künstler engagiert sich ganz offen für die Schwachen und Unterdrückten und hilft uns, die Geschichte Mexikos besser zu begreifen.

Nicht weit vom Nationalpalast, leicht erreichbar und mitten in der Stadt, liegt die Ausgrabungsstätte der Großen Pyramide von Tenochtitlán. Einst einer der wichtigsten und größten aztekischen Tempel, wurde die Anlage während der spanischen Eroberung nahezu vollständig zerstört. Erst in unserer Zeit wurde der Unterbau der Pyramide wieder freigelegt. Das kleine Modell der Ruinenstadt von Teotihuacan, das wir dort entdecken, nehmen wir als dezenten Hinweis, einen Ausflug dorthin ja nicht zu vergessen.

Die Museen

Eigentlich sind wir keine klassischen Museumsbesucher. Aber hier in Mexiko sollte man sich das Erlebnis nicht entgehen lassen, weil viele Artefakte der indigenen Geschichte nicht dort belassen wurden, wo sie sich ursprünglich befunden haben, also in den Tempeln und Kultstätten, die über das ganze Land verstreut sind. Die Mayatempel, die wir besuchen konnten, waren bis auf die Mauern demontiert. Alle beweglichen Zeugnisse der vorkolumbianischen Kulturen wurden in die Hauptstadt verbracht.

Gesammelt können sie besichtigt werden im “Museo Nacional de Antropología”. Dazu fahren wir zum Chapultepec-Park, der auch ein beliebtes Ausflugsziel für die Bewohner der Hauptstadt ist. Schon mal dort, schauen wir uns diesen Vergnügungspark natürlich ebenfalls an. Viel Grün, mit einheimischer Botanik, Wasserflächen mit kleinen Booten, Buden und Kiosken sowie ein Zoo gehören dazu. Auf den Besuch des Chapultepec Schlosses verzichten wir aus Zeitgründen.

Das moderne Anthropologisches Museum wurde in den 1960er Jahren erbaut und ist riesig. Eine Ausstellungsfläche von fast 80.000 qm erwartet den Besucher. Das heißt auf jeden Fall genügend Zeit mitzubringen, es gibt viel zu sehen. Die Tickets mit 20$ pro Person sind nicht ganz billig, aber was soll’s, so oft gehen wir nicht ins Museum, das muss drin sein.

Leider gibt es auch hier kein Handout für die Besucher, dafür aber genügend digitale Angebote, sich zu orientieren. Vieles, was wir bereits in natura etwa auf Yucatan sehen konnten, wird jetzt erst verständlicher. Faszinierend, was künstlerisch und handwerklich erschaffen wurde. Und immer wieder unverständlich, wie eine relativ kleine Gruppe ausländischer Invasoren diese Kulturen erobern und in den Untergang stürzen konnten.

Ein weiterer Museumsbesuch steht an. Er gilt Frida Kahlo. Ihr Name ist wohl der erste, der einem einfällt, denkt man an die zeitgenössische Kunst Mexikos. Nicht nur, weil ihre Bilder höchst offiziell zum nationalen Kulturgut erklärt wurden, wollen wir das “Blaue Haus”, in dem sie aufgewachsen ist und bis zu ihrem Tod lebte, besichtigen. Das Haus ist seit 1959 ein Museum und seither das Ziel eines jeden Touristen. So jedenfalls scheint es, betrachtet man die Besucherschlangen, die sich dort regelmäßig aufbauen. Ohne Reservierung muss man mit langen Wartezeiten rechnen, oft sogar doppelt so lang, wie die Zeit von gut 1 Stunde, die man für die Besichtigung kalkulieren muss. Natürlich nutzen wir das Online-Angebot. So wissen wir recht genau, wann wir ins Museum rein dürfen.

Leider fehlen viele der bekanntesten Bilder Frida’s und obwohl Ausstellungsplatz vorhanden wäre, gibt es auch keine Reproduktionen vor Ort. Schade eigentlich.

Unser Tipp: Nehmt Euch genügend Zeit für einen Bummel durch das Viertel, in dem das Haus liegt. Es gibt viel zu sehen in Coyoacán, das wie eine fröhlich gemütliche Kleinstadt mitten in der Riesenstadt wirkt. Mit vielen bunten Geschäften, Märkten und Restaurants und Streetlife in sehr entspannter Atmosphäre.

Mercados, die Märkte

Nahezu jeder Stadtteil besitzt einen oder mehrere Märkte, die wir gerne in unsere Spaziergänge durch die Stadt einbeziehen, weil es einfach viel zu schauen gibt. Viel Kitsch und Kleinkunst findet sich, aber auch Kunsthandwerk und mit etwas Glück sogar gute folkloristische Produkte aus der Provinz. Allerdings müssen wir feststellen, dass nicht alles, was uns anderswo gut gefallen hat, den Weg nach Mexiko Stadt gefunden hat. Im Nachhinein bereuen wir fast, unterwegs auf Käufe verzichtet zu haben, in der Hoffnung es in der Hauptstadt auch zu finden. Egal, nun sind wir hier und allein der Spaß, den es bringt die Märkte zu durchstöbern, ist es wert hier zu sein. Empfehlen können wir auf jeden Fall den Mercado in Coyoacán oder den Mercado de Artesanias de La Ciudadela.

Über solche Märkte zu streifen macht natürlich auch hungrig, vor allem wenn man das unglaublich reichhaltige Angebot an Speisen, Gemüse und Obst permanent vor der Nase hat.

Aber auch für den Hunger ist selbstverständlich gesorgt. Meist werden auf den Märkten auch Streetfood und einfache Snacks angeboten, manchmal aber auch solide Mahlzeiten, Säfte, dazu jede Art von Softdrinks und mexikanisches Bier. Günstiger ist das Essen hier als in den normalen Restaurants, locker und ungezwungen. All das ist tagsüber ohne Einschränkungen zu bekommen, schwieriger kann es in den Abendstunden werden, weil die Märkte relativ früh schließen.

Die Ruinenstadt Teotihuacan

Ein absolutes Highlight ist der Ausflug nach Teotihuacan, eine der beeindruckendsten Ruinenstädte des Landes, die – keine Frage – als Weltkulturerbe gelistet ist. Der Komplex liegt etwa 50 km entfernt von Mexiko Stadt und ist recht einfach zu erreichen. Dazu braucht man keine vollständige, überteuerte Tour zu buchen. So ein Besuch lässt sich recht einfach und günstig selbst organisieren. Früh morgens fahren wir mit der Metro zum Ausgangspunkt unserer Tour, dem nördlichen Busbahnhof. Ohne Schwierigkeiten finden wir dort die Pforte Nr. 8 und den Schalter mit den Tickets für den Bus zu den Pyramiden. Am besten kauft man gleich Rückfahrkarten. Die kosten pro Person 104 Pesos. Lange zu warten brauchen wir nicht, die Busse verkehren auf dieser Linie in kurzen Abständen. Der Bus fährt uns direkt bis in Sichtweite des Eingangsbereichs. Dort kaufen wir für rund 10$ unsere Eintrittskarten und machen uns auf den Weg. Gut versorgt mit Zwischenmahlzeiten und vor allem Wasser sollte man schon sein, denn auf dem riesigen Gelände gibt es kaum Einkaufsmöglichkeiten.

Es ist von Vorteil, wenn man gut zu Fuß ist, denn die Ruinenstadt breitet sich über eine Fläche von mehr als 20 Quadratkilometern aus und es gibt einige hohe Pyramiden, die erklommen werden wollen. Von dieser Stadt begann vor vielen hundert Jahren der Aufstieg des Aztekenreiches. Über 300.000 Menschen sollen hier zu Glanzzeiten gewohnt haben und die Dimensionen der Tempel, Pyramiden und sonstigen Kultstätten belegen, hier wurde nie gekleckert sondern nur geklotzt. Allein die Sonnenpyramide, die 70 Meter hochragt, wurde aus 2,5 Millionen Steinen erbaut. Bewegt gänzlich ohne den Einsatz von Lasttieren oder Fahrzeugen. Wir nehmen uns Zeit und besteigen die gigantischen Bauwerke. Vom Mond- und vom Sonnentempel verschaffen wir uns einen Überblick. Es dauert tatsächlich mehrere Stunden, bis wir den Komplex einmal der Länge nach durchwandert haben und viel, aber bei weitem nicht alles, besichtigen.

Am Schluss entdecken wir unerwartet am anderen Ausgang, der auch ein Eingang sein kann, ein Restaurant, wo wir uns erfrischen. Gegenüber ist das vielleicht schönste Bauwerk der ganzen Anlage, der “Templo de Quetzalcóatl”. Ein Teil davon ist in Originalgröße im Anthropologische Museum nachgebildet. Faszinierend, weil ausgesprochen gut erhalten, sind dort die Skulpturen der gefiederten Schlange und des Regengottes Tlaloc.

Die Rückfahrt treten wir von hier aus an und erwischen sogar im Laufschritt, ein gutes Stück vom Zugang, an der unscheinbaren Haltestelle unseren Bus.

Ein Fazit

Mexico-City ist natürlich kaum in 4 oder 5 Tagen zu schaffen. Was wir sehen, gefällt uns ausgesprochen. Die Gastronomie kommt uns sehr entgegen, hier finden wir alles. Günstiges und Teures, einheimische Spezialitäten und zum Ausgleich europäische Küche. Als Selbstversorger freuen wir uns, ganz in der Nähe unserer Unterkunft einen französischen Bäcker zu haben, wo wir uns morgens mit Baguette versorgen. Einkaufen ist in dieser großen Stadt nie ein Problem, auch das Transportwesen klappt wie man es in einer Großstadt erwarten darf. Wir sind beeindruckt, wie in Mexiko Stadt hochmoderne Stadtviertel neben den klassischen Wohnvierteln der Innenstadt, mit intakten Strukturen, eindrucksvollen Patrizierhäusern nebeneinander harmonieren. Großzügige, mit Palmen dekorierte Boulevards neben Straßen im alten Stil. Die Menschen sind freundlich und aufgeschlossen, machen es uns einfach, einzutauchen in den Mexican Way of Life. Gesehen haben wir nur die Spitze des Eisberges, der noch viel mehr zu bieten hat, als wir in den wenigen Tagen sehen können.

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