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Chitwan Nationalpark
Dass Nepal viel mehr bietet als Eiswelten und die höchsten Berge auf unserem Globus, wird gerne übersehen, weil der Himalaya eine so fantastische Region ist, neben der alles andere unbedeutend erscheint. Tatsächlich gibt es in Nepal aber Gebiete, die man so nur in Indien vermuten würde: Regenwald, tropisches Klima und die ganze Palette an Flora und Fauna die wir aus dem Dschungelbuch kennen, garantiert auch einschließlich nepalesischem Mogli. Die Rede ist von Chitwan, dem Nationalpark im Süden des Landes.
Von Lumbini kommend war die Anreise nach Sauraha, am Rande des Chitwan Nationalparks, fast schon bequem. Die rund 160 km lassen sich gut und günstig mit einem Lokalen- oder einem Touristenbus zurücklegen. Ziel, wenn man nicht direkt in einem hochpreisigen Ressort im Park übernachtet, ist das Dorf Sauraha am Rapti River, wo bereits am gegenüberliegenden Ufer der Nationalpark beginnt.
Den Nationalpark im Terai, den südlichen Vorbergen des Himalaya, wurde 1973 als erster Nationalpark Nepals gegründet und bedeckt eine Fläche von 932 km² . Seine südliche Grenze ist zugleich die Landesgrenze zu Indien. Begrenzt wird der Park im Osten durch das Parsa Wildlife Reservat, im Norden durch den River Rapti und im Westen durch den River Narayani. Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts war Chitwan ein beliebtes Jagdrevier für feudale Großwildjäger die Hunderte von Tigern, Rhinozerossen, Leoparden und Lippenbären abschlachteten. Wurden 1950 im Wald und Grasland um Chitwan noch über 800 Nashörner gezählt, war diese Population durch Vernichtung von Lebensraum und Wilderei im Jahr 1968 auf 95 Nashörner gesunken und stand kurz vor ihrer Ausrottung. Seit der Chitwan-Nationalpark 1984 zum UNESCO-Welterbe erklärt und damit zu einer der größten, touristischen Attraktionen Nepals wurde, konnte sich der Tierbestand kontinuierlich wieder erholen.
Einen Guten Eindruck, was der Nationalpark zu bieten hat, bekamen wir bereits wenige Schritte vor unserer Unterkunft. Der Fluss, der den Park abgrenzt ist, trotz oder vielleicht sogar wegen seiner Nähe zu den Menschen ein beliebter Aufenthalt für Krokodile und Gaviale. Meist dösend, hängen sie auf einer Sandbank just dort, wo die Furt ist, zum Übersetzen in den das Schutzgebiet. Nicht weit entfernt befindet sich übrigens die Stelle, die regelmäßig nachmittags als Badestelle für Elefanten genutzt wird. Um es vorweg zu nehmen, wilde Elefanten konnten wir in Chitwan nicht sichten, dafür aber eine beträchtliche Zahl von Arbeitselefanten, die hier noch im Alltag eingesetzt oder als Reittiere genutzt werden. Aus dem täglichen Bad der Tiere im Fluss wird hier ein rechtes Spektakel gemacht. Wer will, schaut sich das von einem bequemen Sessel bei einem kühlen Getränk an, wer mutiger ist, lässt sich ein, auf dem Rücken eines eines Elefanten in den Fluss getragen zu werden, um dann das Wasser rüsselweise über den Kopf gesprüht zu bekommen oder zum Schluss der Prozedur in den Fluss befördert zu werden. Wie die Tiere das aufnehmen lässt sich schwer beurteilen; den beteiligten Touristen bereitet es jedenfalls eine Riesengaudi.
Um Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten bietet es sich an, eine Dschungeltour zu buchen. Geboten wird das für jeden Geschmack und fast jeden Geldbeutel. Fällig sind neben dem Eintritt natürlich noch die Honorare für die Guides. Ohne die geht es nicht und das ist gut so. Wer weiß schon, was zu tun ist, wenn ein Nashorn den Weg kreuzt, ein Bär auftaucht oder vielleicht ein Leopard oder Tiger?
Was für uns nicht in Frage kam, war die Fahrt mit einem Jeep. Die Vorstellung, laut knatternd durch den Dschungel zu toben und dann noch scheue Wildtiere sichten zu können, passt irgendwie nicht zusammen. Trotzdem werden solche Touren angeboten. Wir suchten uns für unsere Safari eine kleine Agentur, die von einer bekannten, nepalesischen Rangerin betrieben wird, die sich seit vielen Jahren bereits sehr aktiv für den ökologischen Schutz von Wald und Tieren engagiert, und buchten den ganztägigen Dschungel Walk.
Die Safari, bei der wir beiden von zwei Rangern begleitet wurden, begann mit einer gemächlichen Kanufahrt über den Rapti River. An den Ufern tauchten ab und zu Krokodile auf, uns ignorierend ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehend, also räkeln in der Sonne. Erstaunlich war auch, welche Artenvielfalt die Vogelwelt bietet. Wer hätte schon erwartet, hier große Marabus beobachten zu können? Als ornithologische Laien, die wir nach wie vor waren, waren uns die Guides eine enorme Hilfe. Wiir selbst hätten kaum gewusst, was da gerade zwitschert, krächzt oder auffliegt.
Irgendwann, passenderweise gerade als unsere Gesäße der harten Sitze im Kanu überdrüssig werden wollten, steuerten wir die Einstiegsstelle in den Park an. Die nächsten 8 Stunden sollte es zu Fuß weitergehen. Gut gerüstet mit ausreichend Wasser, Proviant und vor allem nützlichen Instruktionen, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten sollten, tauchten wir in den Dschungel ein, wohl behütet von den Rangern. Einer an der Spitze, der andere am Ende unserer kleinen Truppe.
Die Guides sind erfahrene Fährtenleser und kennen den Urwald aus dem effeff. Und natürlich trafen wir dann auch auf wilde Nashörner. Weibchen mit Jungem, aber auch Einzeltiere und eindrucksvollen Bullen. Dazwischen immer wieder Antilopen, Urrinder, Echsen, Mücken und Spuren von Großkatzen. Mittagsrast machten wir an einer Elefantenstation mit Blickkontakt zu halbwilden Elefanten, die dort gehalten werden. Auch hier galt das Vorsichtsprinzip. Unsere Guides achten immer darauf, als Pufferzone zwischen uns und den Tieren zu bleiben.
Nashörner in freier Wildbahn zu erleben ist schon spannend; wir waren ja manchmal nur wenige Meter von den Tieren entfernt, bereit jeden Moment loszusprinten, falls uns ein Tier entdeckt hätte. Für den Fall der Flucht gab es genaue Anweisungen: Laufen im Zickzack, um sobald als möglich hinter einem Baum in Deckung zu kommen. Während der Flucht – so der Rat – am besten noch einen Gegenstand oder ein Kleidungsstück abwerfen; die Witterung lenkt ein Nashorn ab. Gottlob mussten wir nicht rennen, was gut war, wir schwitzen an diesem Tag ohnehin schon was das Zeug hielt.
Spannend war noch einmal die Rückkehr nach Sauraha mit Überfahrt über den Fluss, nur einen Steinwurf entfernt vom Rastplatz der Krokodile. Kurz zuvor waren dort noch zwei Nashornbullen aneinander geraten und den Fluss hinauf getobt.
Sauraha selbst bietet genügend Flair, um dort noch den einen oder anderen Tag in semidörflicher Idylle zu verbringen. Vorteil, was in Nepal nicht immer garantiert ist, aufgrund der geografischen Lage, ist das schöne Wetter, um am Rande des Flusses entspannt in der Sonne abzuhängen.