Maya-Tempel

Fast alles auf Yukatan ist Maya

Yukatan! Es soll übersetzt soviel heißen wie „Land der Maya“. Tatsächlich ist auf der Halbinsel die Erinnerung an dieses Volk in einer Intensität präsent, die uns überrascht. Komplexe Gemeinschaften gründeten die Maya einst, Städte und Dörfer. Sie waren erfolgreiche Mathematiker, Ackerbauer sowie geniale Künstler und schafften es trotz ihrer hoch entwickelten Kultur nicht, die spanischen Eroberer ins Meer zu werfen oder sich auf Augenhöhe mit ihnen zu arrangieren. Was uns nicht so klar war, bevor wir Yukatan bereisen: die Mayas sind tatsächlich nie ganz verschwunden. Im Gegenteil, sie sind inzwischen ein integraler Bestandteil der modernen Staaten Mittelamerikas. Und die Zeugnisse ihrer großen Vergangenheit, lassen sich heute noch bestaunen.

Unsere Rundreise führt uns immer wieder zu alten Kultstätten, von denen nicht wenige erst in der Neuzeit gefunden wurden. Was wir dort sehen, halten wir wie Hunderttausende anderer Besucher in Fotos fest. Eigentlich können wir zwar nichts Neues berichten, wohl aber unsere persönliche Sichtweise einbringen. Denn wie sagt der Philosoph: „Es gibt absolut nichts Absolutes, aber relativ viel Relatives.“

Vorweg eine kleine Kritik, die für alle archäologischen Anlagen gleichermaßen gilt: Wir vermissen Wegweiser auf dem Gelände und Broschüren, die als Handout überlassen werden, mit Plänen und Kurzinfos. Das müsste eigentlich mit den Eintrittspreisen abgedeckt sein.

Chichén-Itzá

Der Tempelkomplex gehört zum Weltkulturerbe. Ein guter Grund, möglichst früh noch vor den Reisebussen dort einzutreffen. Das UNESCO-Prädikat ist immer Gewähr für hohe Besucherzahlen und ganz besonders, wenn diese in der Nähe von Touristenhochburgen liegen. Bei Ankunft müssen wir auf einem rustikalen Feld parken, von dem aus wir noch 1 km zu Fuß gehen. An der Kasse die Bestätigung: Die Eintrittspreise sind recht happig, umgerechnet 22 € pro Person. Den freien Eintritt für Alte gibt es leider nur bei Vorlage eines mexikanischen Ausweises.

Von den Übersichtstafeln zur Orientierung speichern wir als Gedächtnisstütze ein Handyfoto, um ja nichts auszulassen. Immerhin verteilt sich nach dem Einlass der Besucherpulk, der durch den Flaschenhals am Ticketschalter so heftig wirkte.

Die Ruinentempel der alten Maya beeindrucken, keine Frage. Am frühen Vormittag lässt sich das Castillo noch aus 4 Himmelsrichtungen fotografieren, ohne gedrängelt zu werden. Und irgendwie finden wir sogar fast alle Bauten, die weit über das Gelände verteilt sind. Mehr als die Touristen stören allerdings Andenkenverkäufer, die uns Maya-Kitsch aufdrängen sowie „Brüllpfeifen“. Die ahmen den Ruf des Jaguars nach und ertönen pausenlos aus jedem Winkel. Ehrlich, warum sollte ein mental gesunder Mensch solche Geräusche erzeugen wollen?

Was fehlt sind Kioske für Getränke. Denn das Gelände ist gnadenlos der Sonne ausgesetzt. Auch Bänke wären nicht schlecht und vielleicht einige WCs. Warum Drohnen nicht erlaubt sind, wird nicht erklärt. Es scheint, dass es in anderen Teilen der Welt besucherfreundlicher zugeht.

Unser Fazit: Eine Sehenswürdigkeit von Weltrang, die es verdiente, noch servicebetonter präsentiert zu werden. Knapp 2 Stunden reichen für einen schönen Rundgang.

Kinich Kakmo Pyramide in Izamal

Fußläufig gut erreichbar ist eine der letzten Maya-Kultstätten in Izamal, die überlebte, ohne Lieferant von Baumaterial für Kirchen christlicher Eroberer zu werden. Wir staunen! Sie ist gratis zugänglich. Diese Pyramide gilt als dritthöchste in Yukatan und darf sogar erklettert werden.

Von oben erschließen sich dem Mutigen großartige Blicke über die Stadt. Klar, auch über den katholischen Konvent, der nach St. Anton von Padua benannt ist. Hätten Steine die Fähigkeit sich wiederzuerkennen, könnte die Kinich Kakmo Pyramide im Kirchenbau ihre recycelte Verwandtschaft entdecken.

Uxmal

Nicht weit von Merida liegt diese wirklich eindrucksvolle Kultstätte der Mayas, die inzwischen zum Weltkulturerbe erbe zählt. Weil sie für die Touristenmassen schon deutlich weniger komfortabel zu erreichen ist, wie beispielsweise Chichén-Itzá oder Tulum, sind hier weit weniger Besucher anzutreffen, zumindest am Vormittag. Ihrem Bekanntheitsgrad angemessen, wäre es Frevel, die Tickets für diese archäologische Stätte zu verramschen. Deshalb beträgt der Eintritt selbstbewusste 415 Pesos pro Person. Der Erlebniswert dieser Anlage ist hoch und wir verbringen dort insgesamt 2 Stunden.

Gleich am Anfang des Rundgangs gelangt man zum eindrucksvollsten und größten Bauwerk von Uxmal, der Adivino Pyramide oder auch Pyramid of the Magician. Ihre leicht ovale Form und ihre imposante Höhe sind spektakulär. Leider ist es nicht erlaubt, diese Pyramide zu erklimmen.

Dafür empfehlen wir jedem, zum Gouverneurspalast hoch zu gehen; das Gebäude an sich ist schon sehr erstaunlich, aber der Highlight ist der Blick von dort aus auf die Ruinen von Uxmal! Und wer dann noch nicht genug hat von tollen Aussichten, geht noch ein Stückchen weiter zur Großen Pyramide. Hier darf man bis oben hoch klettern und hat dann einen umwerfenden Blick auf die gesamte Maya-Stätte.

Gut ist, dass keine störenden Andenkenverkäufer die Besichtigung stören. Mehr über die historischen Zusammenhänge und kulturelle Bedeutung der Artefakte erfährt man in aller Regel übrigens über die zweisprachigen Schilder, die vor den Bauten postiert sind. Tja, man lernt nie aus.

Kabah

Eine kleine, aber feine Anlage. Sie steht nicht so sehr im Fokus von Besuchermassen, wie die berühmten großen Kultstätten in Chichén-Itza oder Uxmal. Wir finden sie quasi en passant auf der Bundesstraße 261, Richtung Campeche. Die bescheidenen 55 Pesos Eintritt pro Person sollten nicht verleiten, den Erlebniswert der Anlage zu unterschätzen. Interessant bei dem sich zu beiden Seiten der Straße erstreckenden Gelände ist aber hauptsächlich das Areal hinter dem Kassenhäuschen. Beeindruckend sind die Reliefs und Figuren im oberen Teil des Geländes. Dort lässt es sich auch trefflich unter schattigen Bäumen rasten.

Calakmul

Ein archäologisches Schwergewicht ist diese Maya-Stätte und zählt auch zum UNESCO Weltkulturerbe. Wer hin will weiß: „nur die Harten kommen in den Garten“. Egal, von welchem Ort man sie ansteuert, unvermeidbar ist eine rund 60-km lange Wegstrecke, die speziell für Calakmul gebaut wurde. Diese Zufahrt geht von der Straße 186 ab. Gut ausgeschildert, kaum verfehlbar. Mehrere, mit der Erhebung von Gebühren autorisierte Stellen teilen sich die Eintritte, die zu zahlen sind. Eine erste Maut beträgt 60 Pesos pro Person, die zweite Stelle möchte 74 und am eigentlichen Eingang werden nochmals 80 Pesos fällig.

Die Anfahrt zum Calakmul-Komplex ist mühsam, 35 von 60 km dieser Piste sind mit ausgeprägten Schlaglöchern gespickt und führen quer durch schier unendlichen Dschungel. Allein für diese letzten Kilometer braucht es knapp 90 Minuten. Die Zeit sollte man sich nehmen, will man keinen Achsenbruch riskieren.

Das Areal der Ausgrabungsstätte ist riesig und liegt mitten im Dschungel. Achtung, es gibt dort keine Einkaufsmöglichkeiten. Wasser und Zwischenverpflegung sollte man dabei haben. Einigermaßen zuverlässig kann man sich an bestimmten Routen orientieren. Einer kurzen, einer allumfassenden und einer mittleren, für die wir uns entscheiden. Sie führt zu allen wichtigen Bauten und dauert ca. 2,5 Stunden. Irgendwie ist es trotzdem eine Schnitzeljagd à la Indiana Jones. Der Urwald ist recht präsent: mit Moskitos, wir haben uns natürlich eingesprayt, und Brüllaffen in den Baumgipfeln. Wer ihre Schreie noch nie gehört hat, ist beeindruckt vom Soundteppich, den diese schmächtigen Kreaturen erzeugen.

Ein besonderes Erlebnis ist die Besteigung der hohen Pyramiden. Der Blick von oben über den dichten, grünen Dschungel ist einzigartig. Calakmul ist eine Sehenswürdigkeit, die durch ihre besondere Umgebung und mächtige Bauten beeindruckt. Wahrscheinlich wird hier in Zukunft noch mehr entdeckt werden und dann hoffentlich durch eine optimierte Infrastruktur den Besuchern nahe gebracht.

Becan und Xpujil

Die beiden Ausgrabungsstätten zählen zu den weniger bekannten auf Yukatan. Beide sind von der Ortschaft Xpujil nur wenige Kilometer entfernt. Die kleinere Anlage, die in ein lauschiges Waldstück eingebettet ist, kostet 55 Pesos Eintritt. Dort befindet sich eine Ruine mit 3 Türmen. Entdeckt wurde sie erst im Jahr 1930.

Nicht unserem Lonely Planet, sondern einer Karte, die wir von unserer Pensionswirtin erhalten, entnehmen wir, dass es hier in der Gegend noch viele weitere, sehr sehenswerte und gut erhaltene Maya-Schätze in den Urwäldern dieser Region zu entdecken gibt. Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir für Xpujil einen Tag mehr eingeplant.

Becan, die größere Anlage, ist für uns weitaus interessanter. Sie zu betreten kostet 65 Pesos. Ebenfalls von Dschungel umgeben, betreten wir Becan in den frühen Stunden des Tages fast ganz allein. Kaum andere Besucher finden morgens hierher, was dem Komplex eine abgefahren mystische Atmosphäre verleiht. Die steinernen Strukturen erstrecken sich über mehrere Ebenen und sind durch enge Gänge und Stufen miteinander verbunden. Das eröffnet tolle Perspektiven.

Wir finden, dass Becan mit zum Besten gehört, was Yukatan an Maya-Kultur aufbietet.

Die Ruinen von Tulum

Eines der schönsten Motive der Maya-Kultur besitzt Tulum. In der Verlängerung der Strandstraße Carretera Bocapaila finden wir dort, wo es keine Beachclubs und Hotels mehr gibt, einen unentgeltlichen Parkplatz für unser Auto. Von dort aus sind es noch rund 300 Meter zu Fuß bis zum Besucherzentrum der Ruinen. Frühes Kommen ist hier reiner Selbstschutz, denn die Anlage wird stark von Besuchern strapaziert. Jetzt, kurz nach 8.00 Uhr, tummeln sich noch eine Bande von Nasenbären und nur wenige Touristen beim Kassenhäuschen, wo wir bescheidene 80 Pesos Eintritt bezahlen.

Der Weg zu den spektakulären Klippen und den Tempeln der Windgötter ist einfach zu finden. Stürmisch ist es dort, direkt am Meer, wo sich gerade dramatische Wolkenformationen aufbauen.

Bevor wir uns den inneren Teilen des Komplexes zuwenden, gehen wir zu den exponierten Ruinen am Steilufer. Das Gelände ist sehr gepflegt mit viel Grün und herrlichen Bäumen. Der Rundweg über das Terrain ist fast selbsterklärend. Dazwischen die alten Bauten, alle mit Informationstafeln versehen, aus denen sich Zweck und ursprüngliche Beschaffenheit entnehmen lassen. Gegen 9.00 Uhr füllt sich schlagartig das Areal, die Busse haben ihre Besucher abgeliefert. Nun gehört die Anlage den Gruppen. Aber wir haben bereits genug gesehen, eine Stunde reicht uns völlig.

Coba

43 km entfernt von Tulum liegt diese Maya-Stätte. Sie bietet ein sehr großflächiges Areal inmitten von Dschungel. Drinnen liegen verstreut die einzelnen Komplexe. Der Eintritt beträgt schlanke 80 Pesos pro Person. Schon im Eingangsbereich fallen ein Fahrradverleih und Fahrradrikschas auf. Das soll wohl signalisieren, dass die Wege zu lang und zu beschwerlich sind. Warum sonst sollten Besucher ein Rad mieten oder sich fahren lassen? Obwohl wir keine sehr konkreten Angaben erhalten, was uns tatsächlich erwartet, entschließen wir uns, Coba zu Fuß zu erkunden. Eine Entscheidung, die sich im Rückblick als richtig erweist. Der weiteste Punkt ist rund 4 km entfernt, die Wege sind schattig und schwierig zu begehen ist keiner. Alle eignen sich für normale Spaziergänger.

Die größte Pyramide, die wir entdecken, die Nohoch Mul Pyramide, darf bestiegen werden. Aber Achtung, es ist ziemlich steil und die Steine sind glatt. Die Aussicht von oben über den Dschungel macht die Kletterei aber mehr als lohnenswert.

Insgesamt ist Coba zwar ein schönes Ziel, allerdings ohne besonders bemerkenswerte Höhepunkte. Aber vielleicht haben wir einfach nur zu viele Maya-Ruinen gesehen. Gut finden wir, dass bei der großen Pyramide ein Getränkekiosk ist, der Wasser und Softdrinks verkauft. Ebenfalls angenehm ist, dass die Menge der Besucher sich über das Gelände gut verteilt, wir haben niemals den Eindruck, dass es überfüllt ist. Aufgrund der Ausdehnung der Anlage sollte man etwa 2 bis 2,5 Stunden für die Besichtigung einkalkulieren.

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