San Cristobal de las Casas

San Cristobal de las Casas, die Stadt

Vielleicht sollten wir unsere Reise umbenennen in „Magical Mystery Tour“. Wieder einmal besuchen wir eine Stadt, die offiziell das Prädikat „Pueblo Magico“ trägt, mit einem historischen Viertel, das sich sogar schon einmal als Weltkulturerbe beworben hat. Wir sind im Hochland, etwa 2.100 Meter über dem Meeresspiegel, in einer Region, die nicht verzeiht, wenn Du die Steppjacke zuhause gelassen hast.

Die sozialen Widersprüche des Landes formen natürlich auch die Stadtbilder. Die bunten Fassaden sind angereichert durch visuelle Botschaften. Oft in Form von Wandbildern oder politischen Slogans, die wir Besucher nicht immer richtig deuten. Grelle Farben, ein dynamischer Mischmasch aus allen Bevölkerungsschichten. Das Laute wie das in sich Gekehrte, das Schöne wie das Bizarre, Vergangenes und Gegenwart, Reichtum und Elend. All das heißt Mexiko. Und die Straßen von San Cristobal offenbaren genau das. Du nimmst auf, was Du sehen willst, und übergehst, was dir nicht gefällt. Wir bewegen uns in diesem Stadtbild, das nie langweilig wird.

San Cristobal ist auf den ersten Eindruck eine ausgesprochen farbenfrohe Stadt, mit freundlicher Atmosphäre. Touristisch, aber das ist ja kein Nachteil. Was gleich auffällt ist, wie viele Leute betteln oder einem Kleinkram verkaufen möchten, darunter erschreckend viele Kinder. Armut ist ein Teil der gesellschaftlichen Realität Mexikos, das wird immer wieder deutlich.

Zuerst landen wir auf dem Zocalo, inzwischen wissen wir ja, wo es sinnvoll ist, den Anfang des wirren Knäuels zu suchen, als das jeder neue Ort erst einmal scheint. Und wir erwischen einen günstigen Moment, die Kathedrale zu bestaunen, denn in diesen Tagen bedecken oft Wolken den Himmel.

Von hier aus ist es nicht weit zur Fußgängerzone, die beherrscht wird von Reisebüros, Boutiquen, Gastronomie und Gewerbetreibenden aller Art. Klientel sind natürlich Touristen, ausländische wie mexikanische, die gerne übers Wochenende hierher fahren.

Die Touristenmeile führt quer durch die Stadt und ist quasi eine Traverse, die an beiden Enden zwei der bedeutendsten Kirchen der Stadt verbindet. Auf der einen Seite findet sich mit der „Iglesia de Guadalupe“ eine Kirche, die nicht nur als Aussichtspunkt zu empfehlen ist, sondern selbst eine Sehenswürdigkeit ist.

Fast gegenüber, aber einen strammen Fußmarsch entfernt, liegt auf einem steilen Hügel die „Iglesia de San Cristobal“. Einige Treppenetagen gilt es zu bewältigen, die an ihrem höchsten Punk eine andere Perspektive über die Stadt eröffnen. Haben wir schon erwähnt, dass Läufer hier ihre Ausdauer trainieren? Auch das ist sehenswert.

Unbedingt sehenswert, aber leider während unseres Besuches im Zustand der Renovierung, ist das Kloster „Santo Domingo de Guzman“ beim Textilmarkt. Die Fassade ist göttlich!

Neben den Sakralbauten interessiert uns das Marktleben San Cristobals. Der Ruf, der dem großen „Mercado Jose Castillo Tielemans“ vorauseilt, ist wahrscheinlich untertrieben. In Wirklichkeit ist dieser Markt einer der größten, buntesten und vom Warenangebot reichhaltigsten, die wir je gesehen haben. Da sind zunächst die Menschen. Viele Indios beschicken den Markt oder kaufen hier ein. Vor allem die Tzotzil-Frauen in den schwarzen Flokati-Röcken fallen ins Auge. Der Markt selbst, ein Gewusel an Menschen, die sich durch alle Gänge schieben, ist eine Offenbarung. Seltsam, dass alles, was sich stapeln lässt, mühevoll aber exakt zu kleinen Pyramiden getürmt wird. Ein Erbe der Mayas? Dieser Mercado ist ein Einkaufsparadies, das alle Sinne anspricht. Wer hier nichts kauft, ist selber Schuld.

Wer tiefer in die indigene Historie der Region Chiapas eintauchen will, gönnt sich einen Besuch von Na Bolom, einem kleinen Museum nahe der Kirche de Guadelupe, das den Ureinwohnern vom Volk der Lacandonen gewidmet ist. Hier lässt sich eine Menge über die Vergangenheit der Region erfahren, die nicht spanisch dominiert war, und außerdem gemütlich rasten. Solche Ruhepunkte schätzen wir, als Leute die einen Ort am liebsten in langen Spaziergängen und zu Fuß erkunden.

Natürlich ist das Auftun von Restaurants, die wir uns leisten können und uns gefallen, immer ein Teil des Kennenlernens einer Stadt. Nicht immer einfach und manchmal auch mit seltsamen Erlebnissen verbunden. Auf unserer Erfolgsliste notieren wir für San Cristobal ein kleines Speiselokal, das eine Erwähnung verdient: „TaCos ChinGon“ in der Straße Guadalupe Victoria. Es serviert leckere Gerichte, aus frischen Zutaten und reine Obstsäfte. Die Preise sind konkurrenzlos günstig. Eine echte Alternative zu den Abzockläden in der teuren Fußgängezone.

Sumidero Canyon

Eine Fahrt zum Canyon ist einfach obligatorisch, ist man schon mal hier. Ob es stürmt oder regnet, jeder hofft natürlich auf klaren Himmel für so einen Tag. Denn es geht zu Schluchten, die sich so hoch auftürmen, dass die Sonne nur zu bestimmten Zeiten den Grund erreicht.

Natürlich ließe sich der Ausflug selbst organisieren, mit öffentlichen Verkehrsmitteln sind die Ziele erreichbar. Aber wer nicht wochenlang an einem Ort bleibt, nutzt eben die Dienste von Anbietern, die so eine Tour perfekt gestalten. Wir zahlen für die Tour pro Person 450 Pesos. Enthalten sind Transfers, Eintrittsgelder und Abholung vom Hotel. Angesetzt von 9:00 – 18:00 Uhr.

Erste Station ist der Startpunkt für die Canyonfahrt Cahuare. Dort erwarten eine Band, die La Bamba spielt, und orangefarbene Rettungswesten die Besucher, bevor man in die Boote steigt. 20 bis 40 Passagiere passen hinein. Die Fahrt dauert 2 Stunden und erfüllt alle Erwartungen. Der Fluss Grijalva, der hier aufgestaut ist, führt zwischen mächtigen, hochaufragenden Steilwänden zum Stausee. Wohlgemerkt, was man sieht, ist zum Teil menschengemacht, aber überwältigend.

Eine echte win-win-Situation: die Gesellschaft erzeugt Energie, die Natur um den Fluss und den See ist ein erklärtes Schutzgebiet und ein überraschend artenreiches Biotop. Wir sehen vom Boot aus ein Krokodil, seltene Vogelarten, darunter Geier und Pelikane, und Affen. Wenn das Boot dann zwischen den gigantischen Felsen navigiert, werden auch die lauten Mexikaner an Bord leiser. Irgendwie fühlst Du dich ganz klein angesichts dieser gewaltigen Natur.

Nach dem Besuch des Ortes Chiapa de Corzo ist übrigens noch eine Fahrt zu insgesamt 3 sehr beeindruckenden Aussichtspunkten über der Canyon angesetzt. Damit bekommen wir beide Perspektiven auf diese Landschaft: die des Frosches und die des Vogels.

Chiapa de Corzo

Der Ort, auch so ein Pueblo Magico, ist ein reguläres Ziel der Tour und überrascht uns mit einem Auftritt. Wir geraten mitten in das Volksfest „Grande Fiesta de Enero“. Netterweise hat unser Veranstalter den Ablauf der Tour abgeändert, damit wir uns den bunten Festumzug ansehen können. Menschen in prächtigen Kostümen und Masken, die entweder einen Spanier oder ein Kind darstellen. Eine Art Heiligenfigur wird durch die Straßen getragen. Frauen und Mädchen sind extravagant geschminkt und in festliche Roben gehüllt. Viele tanzen. Ein toller Anblick. Getrunken wird, gegessen von Ständen, die alles anbieten, was ein mexikanisches Herz begehrt. Ab und zu werden Feuerwerkskörper gezündet.

Der Ort ist so prallvoll mit seinen Feierlichkeiten, die übrigens als Ereignis als Weltkulturerbe gelistet sind, dass wir beinahe die prächtigen baulichen Sehenswürdigkeiten vergessen, für die Chiapa de Corzo berühmt ist. Natürlich reißen wir uns los und schauen sie an. Das Fest, so informieren wir uns später findet immer vom 09. – 23. Januar statt.

Fazit nach Rückkehr: Auch wenn es eine Standardtour war, ist am Preis-/Leistungsverhältnis nichts auszusetzen. Manchmal ist es tatsächlich vorteilhafter, solche Angebote zu nutzen. Etwa dann, wenn die Zeit nicht reicht, es selbst besser zu organisieren

Mehr von unserem Mexiko findet Ihr hier: Yukatan, PalenquePuebla, Oaxaca, Oaxaca-Umgebung, Mexico-City, Puerto Escondido,Morelia, Guanajuato

 

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