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Auf der Jagd nach dem Lila

In Deutschland spricht man immer über’s Wetter. Wir auch. Eigentlich suchen wir andere Gesprächsthemen, aber in diesem Sommer, der sich weigert einer zu sein, funktioniert das nicht. In diesen Wochen sind wir auf Ausflüge eingestellt, die Lüneburger Heide lockt. Geduldig warten wir, auf die zweite Augustwoche, die soll uns blühende Erika präsentieren, glaubt man Bauernregeln und tradiertem Wissen der Einheimischen.

Die Natur belehrt uns, dass nichts verlässlicher ist, als das Unzuverlässige. Zu oft stehen die Zeichen auf grau, nass, wolkenverhangen. Schlechte Omen für Leute, die auf eine Farbexplosion in Lila hoffen. Wir wären nicht wir, würden wir uns ab- und erschrecken lassen. Deswegen streifen wir, wann immer die Chance sich ergibt, durch Heidelandschaften, auf der Jagd nach den schönsten Impressionen, die – keine Frage – in dieser Zeit Lila sein sollten.

Zarte Anfänge erleben wir auf einem erprobten Wanderweg, der uns schon einmal faszinierte; die Tour zum Wilseder Berg, danach zum Museumsdorf und zum Totengrund. Wetter-Mischmasch begleitet uns, wir zelebrieren die Hohe Kunst des Regenjackenwechsels im Wandertempo. Das könnte frustrieren, aber die Wahrheit ist ja: Heide ist immer toll, es kommt nur auf die Perspektive des Betrachters an. Und darauf, sich nicht an Wunschbildern festzuklammern, sondern die Gegebenheiten zu nehmen, wie sie sind. Um solche Einsichten zu formulieren, brauchten die alten Zen-Meister Jahrzehnte, hier im Heideland genügt eine Saison.

Mit Blick auf unsere Landkarte, wo Heidegebiete farblich so eingetragen sind, wie es sich gehört – also in Lila – und die aktuellen Wetterprognosen, mendeln wir die optimalen Strecken heraus. Wenn Wegezeit und Lichtverhältnisse stimmen, entscheiden wir spontan, wo es gerade hingeht. Das beschert uns einen wunderbaren Vormittag in der Weseler Heide, wo wir zu den Pastorenteichen laufen.

Einen überwältigenden Abend erleben wir ein paar Tage später im kleinen, ruhigen Büsenbachtal, einem speziellen Ort, mit dem uns viel verbindet.

Mit einer außergewöhnlichen Aussicht auf den purpurnem Horizont hinterm Schafstall in Wesel und beeindruckenden Bildern, die ahnen lassen, der nächste Tag wird ein sonniger, versöhnen wir uns mit dieser schrecklich unentschlossenen Jahreszeit.

Wir fühlen uns ein wenig wie Tornadojäger in den USA. Halt mit dem Unterschied, dass wir ein anderes Naturphänomen aufspüren wollen, nämlich dieses Glühen der Erika, für das die Heide berühmt ist. Für unsere Einsätze sind wir gut vorbereitet: Alles, was wir brauchen, liegt griffbereit: Karten, passende Kleidung für alle Fälle, Speis und Trank.

Einen der wenigen sonnigen Tage nutzen wir bis zum Anschlag, beginnen mit einem Ausflug zum Pietzmoor bei Schneverdingen. Dort treffen zwei klassische Kulturlandschaften, Moor und Heide, aufeinander. Unsere Tour dort ist in jeder Hinsicht ein tolles Erlebnis. Zum Nachlesen geht’s hier hin, zum Nacherleben lohnt sich die Fahrt Richtung Schneverdingen.

Die Gelegenheit, Impressionen aus einer anderen Jahreszeit aufzufrischen und sich klarzumachen, wie unterschiedlich Heide zu jeder Jahreszeit sein kann, nutzen wir bei einem Abstecher in die Behringer Heide. Welches Gesicht der Heide ihm besser gefällt, muss jeder für sich entscheiden. Wir sagen, dass eine zu mögen, schließt nicht aus, das andere genauso gut zu finden.

Den Abend des regenfreien Tages wollen wir mit einem grandiosen Sonnenuntergang begehen. Was eignet sich besser, als die freie Sicht von der höchsten Erhebung der Gegend, dem erhabenen Wilseder Berg?! Zeitökonomisch wählen wir den Zugang vom Parkplatz in Niederhaverbeck. Der ist übrigens schön gelegen, unter Bäumen auf einem großzügigen Gelände und auch ideal für Camper. Unser Weg zum Wilseder Berg ist gut zu finden, er beginnt, links abbiegend von dem kleinen Imbissrestaurant in den Wald hinein.

Zwar nicht so spannend, wie der Zugang von Oberhaverbeck führt ein großer Teil des Weges durch schattigen Wald. Nach dem kurzen Stopp am Aussichtspunkt und obligatorischem Blick vom Holzturm am Fürstengrab folgen wir im weiten Bogen den Hinweisen und erreichen dann den Wilseder Berg. Ohne Pausen braucht man nicht mehr als knapp 1 Stunde bis zum Gipfel.

Leider führen in diesen Abendstunden die Wolken Regie. Nichts da mit grandiosem Sonnenuntergang. Dass sie untergeht, merken wir am nachlassenden Tageslicht, aber das war es dann auch schon an spektakulären Eindrücken. Was bleibt, ist der Rückweg. Die kleine Wanderung in der Dämmerung des Abends ist dennoch stimmungsgeladen. Menschenleer ist unsere Umgebung, still bis auf das leise Rauschen des Windes, auch das muss man einmal erleben, wo es sonst zu dieser Jahreszeit eher wimmelt von Besuchern und wenig besinnlich ist.

Auch wenn der Sommer sich neigt, wir sind entschlossen, mehr zu erleben, hier in der Heide.

5 Gedanken zu „Auf der Jagd nach dem Lila

Das habe ich mit großem Interesse gelesen und die Fotos bestaunt. War ich doch als Kind viel in dieser Gegend. Werde es weiter empfehlen und wenn möglich auch zeigen. Danke für Euren Tipp, war sicher auch viel Arbeit.
Liebe Grüße von Eurer Barbie

Gruss zurück und danke für den Kommentar

Wir entdecken jetzt nach und nach die Schönheiten der Landschaft neu, das macht großen Spass.

Trotz des Wetters sind sehr stimmungsvolle Fotos heraus gekommen. Der Bericht macht auch Lust auf mehr, aber eher in einem anderen Jahr. Wobei es hierzulande ja oft so ist, ein typisch deutscher Sommer.

Den Wilseder Berg habe ich übrigens vor Ewigkeiten auch mal „bestiegen“. 🙂

Wieder mal traumhafte Bilder von einer traumhaften Landschaft! Wenn das so weiter geht, dann schau ich mir das in Realität mal an.

das geht natürlich weiter, ist wie Salzwasser trinken. Je mehr Du zu Dir nimmst, umso durstiger wirst Du.

Gruss Christiane und Aras

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