Von Yangon ins Land der Shan

Unterwegs im Land der Shan. Beleitet uns von Yangon zu den Shan. Von hier aus erkunden wir Myanmar. Mit dem VIP-Bus direkt nach Kalaw

Die Tage in Yangon lassen uns vergessen, dass die Stadt auch ein anderes Gesicht haben kann, nämlich dann, wenn man motorisiert auf der Strasse ist. Wir haben den Luxus genossen, zu Fuß unterwegs zu sein. Das Sein bestimmt das Bewusstsein, sagt ein von mir geschätzter Philosoph, und unser Sein hat sich schlagartig verändert. Jetzt ist es die Rolle eines Fahrgastes, auf dem Weg von Downtown zum Busbahnhof Yangons, die uns nervös reagieren lässt. Die Gelassenheit des Fußgängers ist gerade im Nirvana.

Nur 30 km liegen vor uns, gleichwohl kalkulieren wir mit einer Fahrtdauer von 2 Stunden

Mit dem Fahrer vereinbaren wir den Fahrpreis, umgerechnet 6,50 €. Gut, dass er nicht auf Basis eines fiktiven Stundenlohns berechnet. Die Mörderfahrt durch den Verkehr, der wenig mit Bewegung, aber viel mit statischen Positionen zu tun hat, zehrt an den Nerven. Wer immer für das Schalten der Ampelphasen verantwortlich ist, hat entweder eine sadistische Neigung, oder er ist bis auf die Knochen korrupt. Jedenfalls haben die Fahrer des Querverkehrs mehr geboten als die Verzweifelten, die in unserer Fahrtrichtung versuchen, ein paar Meter gutzumachen. Es sind seltsamerweise immer die im Querverkehr, die fahren dürfen, nicht wir.

Mit Wartezeiten zwischen grün und rot, bei denen ein Leben vergehen kann, zuckeln wir voran

Innerlich stellen wir Hochrechnungen an, einfacher 3-Satz: Wenn Du für 3 km 25 Minuten brauchst, wieviel Zeit benötigst Du für 30 km. Die Ratio weigert sich, das errechnete Ergebnis zu akzeptieren, empfiehlt eine Prognose auf Basis einfacher Wahrscheinlichkeitsrechnung. Wie häufig werden sich diese gruseligen 3 km wiederholen? Am Ende sind es für die popelige Strecke immerhin nur Geschwindigkeitsrekord verdächtige 90 Minuten.

Der Busbahnhof Aung Mingalar ähnelt einer kleinen Stadt

Mit Straßen, Plätzen, Häusern. Wahrscheinlich gibt es hier auch einen Busbahnhof-Stadt-Bürgermeister. Das alles wirkt auf den Besucher wie eine Parallelgesellschaft, die wenig mit dem Leben und Treiben von Downtown zu tun hat. Wir reisen mit der Firma Famous, eine von 150 (!) Busgesellschaften.

Der Bus, ein brandneuer Scania, ist hochmodern, vollklimatisiert, bietet reichlich Fußraum und Bequemsessel, die sich fast waagerecht stellen lassen. Über der Lehne hängt eine babyblaue Kuscheldecke; wir werden sie tatsächlich noch brauchen.

Wir starten pünktlich. Der Deutsche in mir freut sich darüber und entspannt

Gut zum Ambiente passt natürlich die freundliche Stewardess, die uns während der Fahrt betreut. Satte 9 Stunden dauert die Fahrt am Ende, dafür bezahlen wir gerade mal 17 $ pro Person, und das sogar inklusive einer Mahlzeit. Wir haben einen Sanftfahrer erwischt, einen, der geschmeidig bremst und virtuos die Kurven nimmt. Warum dieser begabte Mensch die Innentemperatur während der gesamten Fahrt versucht, konstant unter 15 Grad Celsius zu drücken, können wir nicht klären. Aber das ist die Stunde der Kuscheldecken. Nach kurzer Zeit verwandelt sich der gesamte Innenraum des Busses in eine babyblaue Kuschellandschaft. Das bleibt so, bis wir aussteigen.

4 Uhr morgens, wir werden abrupt aus dem Schlaf gerissen

Wir haben gerade noch Zeit, unsere Sachen zusammenzupacken und den Bus zu verlassen. Wir sind im Shan-Bergland, Kalaw liegt ca. 1.300 Meter hoch. Unsere Kuscheldecken mussten im Bus bleiben, wir fragen uns, wie es weitergeht. Vorsorglich hatten wir im Hotel angekündigt, wir würden zu ungewöhnlicher Stunde anreisen, die Frage ist aber: wie soll das gehen, kein Taxi weit und breit. Unsere Retter sind zwei junge Mottoradfahrer mit einem ganz simplen Geschäftsmodell. Sie bieten an, den Fahrgast gegen Geld samt Gepäck zum Hotel zu fahren. Natürlich kann man die 3 Stunden warten, bis die Sonne aufgeht und die ersten Taxifahrer eintreffen, oder man wagt den Ritt auf dem Rücksitz. Wir sind zwar skeptisch wegen des Gepäcks, entscheiden uns aber für die Fahrt und bereuen nichts. Nach 5 Minuten sind wir angekommen. Und – Glückes Geschick: auf unser Klopfen wird die Tür aufgetan, wir werden erwartet, ein Zimmer steht bereit.

Willkommen in Kalaw, wir lieben Dich schon jetzt.

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