Konark

Reisetipps Konark, der Sonnentempel ist Weltkulturerbe

Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Odishas – und seit 1984 Teil des UNESCO Weltkulturerbes – ist der Sonnentempel in Konark. Von Bhubaneswar aus ist der Ort rund 60 km entfernt, also ein gutes Ziel für einen Tagesausflug. Wir planen unseren Abstecher von Puri, wo wir einige Tage unterkommen, der Anfahrtsweg ist dafür mit 35 km etwas kürzer. Das will nichts heißen, wenn man verleitet wird, den Trip mit dem öffentlichen Bus auf sich zu nehmen. Die Fahrt kostet dann zwar gerade mal umgerechnet 35 Cent pro Person, ist aber nicht zumutbar. Wegen dieser Billigpreise füllt der Busunternehmer so viele Leute in seinen Bus, dass sich die Tour für ihn wirtschaftlich rechnet. Mitgezählt stopft er das 3fache der zulässigen Kapazität in das Vehikel, so dass am Ende nicht mal mehr genügend Atemluft im Inneren Platz findet.

Wir sind glücklich, den Bus lebend zu verlassen, als wir ankommen.

Der Zugang zum Tempel führt durch die üblichen Budengassen, die bei solchen Anlagen wie Pilze wuchern, sobald Besucher zugelassen sind. Andenkenkitsch, Fastfood, Getränke, frische Kokosnüsse sind im Angebot

Bereits hier sprechen die ersten Guides potenzielle Kunden an. Wir lehnen bestimmt und dankend ab. Es geht ohne Fremdenführer, genügend Literatur zum Einstimmen findet sich im Internet oder als Printausgabe. Dann passieren wir den wichtigsten Meilenstein des Fremdenverkehrs, das Kassenhäuschen. Ausländer bezahlen 500 INR als Eintritt, also stolze 6,64 €. Der höchste Preis, den wir bisher zahlen mussten, dafür können in Odisha zwei Personen ein reichhaltiges Abendessen haben, einschließlich Trinkgelder. Sich wehren bringt nichts, es trifft die Falschen.

Erster Eindruck, der Sonnentempel ist kolossal

besonders seine Versammlungshalle, angelegt wie eine Pyramide. Obwohl ausgerechnet das Teil fehlt, das früher am Imposantesten gewesen sein muss, nämlich der Tempelturm. Der ist nur noch als eingestürzte Ruine erkennbar. Der Tempel stand in seiner Frühzeit direkt am Meer. Da die Küstenlinie im Laufe der Jahrhunderte um 3 km zurückgewichen ist, liegt er heute, nicht ganz stilgerecht, in einem Meer von Rasenflächen und Rabatten.

Wir wissen als gut vorbereitete Besucher, dass der Tempel um das Jahr 1250 erbaut wurde, zur Verehrung der hinduistischen Sonnengottheit Suriya. 16 Jahre sollen tausende von Handwerkern gebraucht haben, den Tempel zu vollenden. Leider musste der Tempel, der wegen des sandigen Untergrundes ständig vom Einsturz bedroht war, zugemauert werden, seine Innenräume sind seitdem nicht mehr betretbar.

Anders als andere Ankommende, umgehen wir erst einmal die vorgelagerte Tanzhalle.

Die steht gerade im Mittelpunkt des Interesses von Besuchern, mit der Folge, dass die schönsten Motive für unsere Kanera gerade besetzt sind. Wir haben genug Zeit mitgebracht und werden hierher zurückkommen. Auf einer Bank, unter großen schattigen Bäumen naschen wir an unserer Verpflegung. Von hier haben wir eine gute Sicht auf den Tempel, lassen erst einmal seine Dimension auf uns wirken. Ja, ein voller Bauch studiert besser, als ein Hungergetriebener

Der Tempel ähnelt in seiner Grundform einem riesigen Wagen,

… er in der hinduistischen Mythologie als Gefährt des Sonnengottes über den Himmel zieht. Auf jeder Seite sind 12 gewaltige Räder in den Stein gearbeitet, prächtig verziert, gezogen von sieben steinernen Pferden. Die 12 Räderpaare symbolisieren die Monate des Kalenderjahres, die Anzahl der Pferde steht für die Wochentage.

Alle Wände um den Sockel sind mit kunstvollen Reliefs verziert. Bilder aus den Alltag, Motive aus der Mythologie, aber auch steinerne Dokumente über die damals bekannte Geografie, über den Handel und die Tierwelt sowie viele erotische Darstellungen, Bilder aus dem Kamasutra. Wir umrunden den Sockel zweimal, um möglichst viele Details zu entdecken. Sogar die Abbildung der Giraffe finden wir, Hinweis, dass bereits im 13. Jahrhundert in Indien Wissen vorhanden war über die Tierwelt Afrikas.

Weiter oben im Gebäude lassen sich 3 große Statuen finden,

die den Sonnengott darstellen, ausgerichtet auf die Richtungen des Sonnenaufgangs, -untergangs und die Mittagssonne.

Künstlerisch, keine Frage, ist der Sonnen-Tempel in Konark ein großartiges Zeugnis, welchen hohen Grad Kunst und Architektur in dieser Region vor 800 Jahren bereits erreicht hatten. Unwillkürlich vergleichen wir, was wir sehen mit dem Indien, wie wir es aus der Gegenwart kennen. Heute lösen freizügige Darstellungen, wie auf den Reliefs in Konark, nur prüde Reaktionen aus. Ein Wunder, dass hier keine Bilderstürmer alles zerstört haben. Und wo sind die Handwerkskünste geblieben und begnadeten Architekten, die ohne Unterstützung von Computern und motorisierten Baumaschinen in der Lage waren, solche Anlagen zu errichten?

Wer heute als Besucher die Anlage für sich entdeckt, stößt recht schnell auf Verbotsschilder und Reglementierungen, die wenig mit Logik, dafür viel mit Bürokratie zu tun haben. Warum darf auf der Plattform nicht fotografiert werden, aber von den Stufen, die keine 30 cm tiefer liegen, schon? Was für einen anderen Sinn haben Geländer, die den Sockel umranden, als Besuchern das Fotografieren zu erschweren? Am Schutz des Tempels vor Vanalismus kann es nicht liegen, dazu sind zuv iele Sucherheitsleute hier, die jeden beäugen und wegpfeiffen, wenn er einen Schritt in verbotene Bereiche setzt. Was nutzt ein Schild „Rasen betreten verboten“, wenn dort indische Touristen ungehindert herumsitzen?

Wie auch immer, wir nehmen an Eindrücken und Fotos mit, was immer geht,

… sind fast 2 Stunden auf dem Gelände unterwegs. Dann müssen wir uns um die Rückfahrt kümmern, natürlich nicht mit dem öffentlichen Bus. Wir entscheiden uns, trotz der Entfernung von über 35 km nach Puri für ein Tuktuk. Kosten umgerechnet knapp 8 €. Die Fahrt dauert eine gute Stunde, ist nicht so schlimm, wie befürchtet, obwohl wir eine Reihe von Speed Breakern passieren. Aber das ist ein anderes Thema, auf das wir noch zurückkommen.

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