Madonna di Campiglio – Brenta Dolomiten

Durch die schroffen, atemberaubend wilden Brenta Dolomiten

Wir starten diese Tour in der Ortschaft Madonna di Campiglio und parken in der Nähe Talstation der Seilbahn „Grostè Gondola Lift“, mit der wir uns hinauf zum Passo del Grostè befördern lassen. Aufwärts zu wandern wäre möglich, allerdings weniger spannend und würde zu viel Zeit fressen, die wir oben dringend brauchen. Die Tickets kosten pro Person 12,50 €, ein angemessener Preis für die gut 20-minütige Fahrt in der geschlossenen Gondel. Wir passieren die Station „Intermedia“ auf 2.080 Meter Höhe und fahren weiter bis zum Endpunkt, dem 2.440 Meter hoch gelegenen Grostè-Pass. Vorbeischwebend an Felsformationen können wir bereits ahnen, was uns in der Höhe erwartet. Unter uns vernarbte Grasfelder, im Winter tobt hier der Skisport.

Grostè wirkt ganz anders als die Landschaft, die wir aus der Umgebung kennen.

Hier oben gibt es keine grünen Wälder oder satte, blühenden Almen. Weißgrau ist die dominierende Farbe, der Untergrund ist felsig, hart, kantig. Wir haben etwas Pech mit dem Wetter, Wolkenschwaden ziehen über das Plateau, ein kühler Wind weht. Darauf sind wir vorbereitet, gehofft hatten wir natürlich auf bessere Bedingungen. Schnell finden wir den Hinweis zu Weg 316, Ziel ist die Tuckett-Hütte, etwas tiefer gelegen als unser Ausgangspunkt und 1,5 Stunden entfernt. Eine seltsame Wanderung ist das heute, die uns kaum Anstiege, dafür aber einen Haufen Bergabwege beschert.

Die Adaption an die schroffe Gegend fällt ein wenig schwer. Der felsige Untergrund fordert gute Konzentration, hier will man nicht hinfallen. Instinktiv nehmen wir die Stöcke zur Hilfe, nicht zur Stütze, mehr als Hilfe beim Balancieren über die Steinbrocken. Eine wilde Landschaft soweit das Auge reicht, kaum Vegetation, nur ein paar Blümchen hier und da, alles wirkt hart. Leider verhängen Wolkenschleier viele der Felswände, die rechts und links aufragen und nur schemenhaft zu erkennen sind. Den Durchbruch der Sonne einfach aussitzen? Keine Alternative, Wetterumschwünge im Gebirge können oft auch die Situation verbösern. Und hier oben im strömenden Regen herumstapfen, möchten wir lieber nicht.

Nach dem Plateau senkt sich der Weg, führt im Zickzack hinab.

Größere Gesteinsbrocken müssen umrundet werden, Stufen sind zu nehmen, holperige Passagen sind zu überqueren. Ab und zu blitzen Gesteinswände durch die löchrigen Wolken, wir versuchen fotografisch festzuhalten, was gerade geht. Der Abstieg dauert gefühlt länger als vorgesehen, was nicht überrascht. Wer solche Geröllfelder nicht gewohnt ist, tastet sich vorsichtig durch, das ist zeitraubend.

An einer Stelle, die für ihre dramatischen Gesteinsformationen berühmt ist, rasten wir. Tatsächlich schafft es die Sonne, ein paar Wolken verdampfen zu lassen, so dass wir mehr als nur eine Ahnung bekommen, wie es hier aussieht. Das Gebiet wirkt jetzt etwas flacher. Entfernt erkennen wir einen Pfad, der sich den Berg hinaufschlängelt. Es gibt sympathischere Anblicke, aber an Umkehr denken wir nicht. Im Annähern erkennen wir, dass der Bergpfad breit genug ist für 2 Personen nebeneinander. Beruhigt wandern wir hinauf. Der Weg führt auf die Rückseite der Felswände, die wir passiert haben. Mächtige, Respekt einflößende Formationen. Grob und doch zerbrechlich. Alle Steine, die im Tal und an den Hängen liegen, waren einmal Teil solcher Wände, bevor sie zerborsten sind.

Wir können jetzt unser Ziel ausmachen, das Rifugio Tuckett e Sella,

bestehend aus zwei massiven, grauen Steinhäusern. Die Hütten sind heute gut besucht, es ist Samstag, da hält es kaum einen Italiener zuhause. Übernachtungen sind hier möglich und natürlich gibt es eine Bewirtung, die fleißig in Anspruch genommen wird. Wir sind hier 2.272 Meter hoch, immer noch ist es kühl und bewölkt. Tatsächlich sind wir eine halbe Stunde im Rückstand gegen den Plan.

Von hier aus könnte man jetzt in knapp 2 Stunden zum Rifugio ai Brentei weiter wandern. Da es bereits weit nach Mittag ist und immer mehr Wolken aufziehen, die uns eh kaum Sicht auf die grandiose Bergwelt ermöglichen, entscheiden wir uns für den kurzen Weg.

Unsere nächste Station, das Rifugio Casinei, ist eine Stunde entfernt und liegt 400 Meter tiefer.

Der Weg 317, den wir jetzt einschlagen, ist etwas moderater. Überhaupt, je tiefer wir gelangen, desto weniger Steine liegen herum. Jetzt findet sich auch wieder Vegetation ein. Erst Gräser, dann knorrige Büsche, schließlich kleine Nadelbäume, die sich zu Wald vereinigen. Gut kommen wir voran. Die Richtzeit von 1 Stunde bis zur Casinei Hütte halten wir problemlos ein. Ohne Pause marschieren wir weiter, immer auf Weg 317. Der Weg führt steiler und mit vielen Windungen hinab, ist aber relativ einfach zu schaffen, da hilfsweise Holzstufen angelegt sind, die schnelles und sicheres Absteigen erlauben. Nach einer guten halben Stunde kommen wir in Vallesinella an, Höhe jetzt 1.517 Meter.

Rückfahrt mit dem Shuttle, wir haben’s verdient

Um zurück zum Parkplatz zu kommen haben wir zwei Optionen: Entweder einfach weiter wandern, geschätzte 1,5 Stunden, über eine eher uninteressante Strecke oder sich mit dem Shuttle-Bus befördern lassen. Wir entscheiden uns für den Bus. Tickets gibts im Kassenhäuschen und auch einen Mitarbeiter, dem wir erklären können, wo wir hin wollen. Für 4 € pro Person sind wir dabei. Lange brauchen wir nicht zu warten, bis wir abgeholt werden. Die Organisation läuft nahezu perfekt. Keine 15 Minuten später sitzen wir im Wagen und fahren zurück zu unserer Unterkunft.

Die wichtigsten Angaben zu dieser Tour noch einmal auf einen Blick:

  • Gesamtdauer, Netto ohne Pausen, ohne Fahrten: 3 Stunden 30 Minuten
  • Höhenmeter nach unten insgesamt: 925 Meter
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Erlebnisfaktor: hoch

Wie wir hierher gekommen sind und was uns sonst noch aufgefallen ist.

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Val di Non/Trentino, Dolomiten Rundfahrt, Trekking in Italien

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