Val di Non – Trentino

Exkursionen rund um das Dorf Vervo, wo wir unterkommen

Wir sind in Norditalien, in der Provinz Trentino. Dort, wo alpenländische Tugend auf mediterrane Lebensfreude trifft, wo das Leben ohne Chaos und Hektik gut funktioniert, wo landschaftliche Vielfalt und ein angenehmes Klima den Menschen so viel bieten kann, dass sie gerne für immer hier leben und wenn das nicht geht, wenigstens einen schönen Urlaub erleben können. Die Region liegt zentral, Dolomiten, Bozen, der Gardasee, Verona oder Venedig befinden sich in guter Reichweite. Wer länger hier ist und Abwechslung sucht, wird sie also finden können.

Feste Station machen wir im Val die Non,

…. einem Tal, das alles bietet, was wir als Selbstversorger und aktive Trekkingurlauber, die auch mal gerne entspannen, suchen. Hier gibt es viel Grün, Obst wird angebaut, die Infrastruktur ist intakt. Trekkingrouten, die wir ausprobieren können, finden wir in gut erreichbarer Umgebung sowie in den nahe gelegenen, imposanten Brenta-Dolomiten, die übrigens zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören.

Das Auge reist natürlich immer mit und Val di Non bietet mit seinen vielen kleinen Ortschaften eine Reihe von Sehenswürdigkeiten, die nicht pompös daher kommen, sondern einfach nur sympathisch sind. Da sind vor allem die urtypischen Dörfer, meist historische Häuser im traditionellen Stil, gruppiert um eine Kirche. Viele Gebäude sind mir Fresken bemalt und vor den Fenstern und Balkonen hängen die buntesten Blumen. Kleine Läden, Postämter, ehrwürdige Verwaltungen und kleine Sparkassen wirken wie aus einer anderen Zeit, als alles gemütlich und intakt war. Anders als in Tirol wird hier überwiegend italienisch gesprochen, aber das sollte keinen abschrecken, wirkliche Verständigungsprobleme erleben wir nicht.

In dieser Kulturegion finden wir das 700-Einwohner-Dorf Vervo,

…. nicht zuletzt wegen der guten und günstigen Unterkunft, die wir über airbnb buchen, die tatsächlich jedes Hotel schlägt, was das Preis-/Leistungsverhältnis betrifft. Mario, unser Vermieter, bietet uns viel Raum in einem sauber und praktisch ausgestatten Haus, für einen unschlagbaren Preis. Für die Einkäufe finden wir eine gut geführte Tante-Emma-Kooperative im Dorf, Geld bekommen wir aus dem ATM in der kleinen Bank am Dorfplatz und fürs soziale Ambiente Menschen, die zusammen sitzen, plaudern, zufrieden wirken.

Auch die Lage des Dorfes ist für unsere Zwecke gut geeignet. Von hier aus unternehmen wir in den nächsten Tagen Ausflüge und Trekkingtouren. Und weil der Körper auch Erholungsphasen braucht, besuchen wir gezielter einige der kulturellen Sehenswürdigkeiten, die hier quasi vor der Haustür liegen. Vieles ist übrigens mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, zu den Hotspots gibt es meist auch Shuttlebusse.

Die Einstimmungs-Tour: Felixer Weiher / Lago di Tret

Manchmal willst Du aktiv sein, Dir aber nicht die härteste Kante geben, weil Du Dich erst einlaufen möchtest, oder zwischen den anstrengenderen Touren Erholung brauchst. Dafür empfehlen wir diese Route.

Wir suchen und finden Plazze di Tret, einen Parkplatz, von wo aus wir die Tour starten. Bitte nicht unten parken, sondern oben, den Hinweisschildern folgend, dicht beim Hotel Scoiattolo. Parken ist hier gebührenfrei möglich. Wir sind hier etwa 1.300 Meter hoch.

Wir folgen einfach dem Schotterweg, der leicht ansteigt. Bald sehen wir das wegweisenden Schild (SAT) 512, wandern weiter, bis wir an eine ausgeprägte Kreuzung kommen. Da wir Rundwege mögen, biegen wir nach rechts ab, in den Weg 57. Das Schild entdecken wir etwas später, nachdem wir ein Bächlein überquert haben. Ohne größere Anstrengung lässt sich die Höhe schaffen. Wälder, Wiesen und Auen kommt einem in den Sinn, an diesem Sommertag. Ab und zu treffen wir Bauern, die hier mähen, Heu fürs Vieh.

Am schönsten sind natürlich die unbearbeiteten Flächen,

…. mit hohen Gräsern, wilden Blumen, umflattert von Schmetterlingen und funkelnden Insekten. Nach rund 1,5 Stunden treffen wir auf den Weg 511, dem wir nach links folgen, bis wir nach weiteren 10 Minuten an den See kommen. Grün glitzert das Wasser des Lago di Tret (Felixer Weiher), umgeben von saftigen grünen Wiesen und Wald und über allem ein stahlblauer Himmel mit Sonnenschein. Einige Familien lagern am Ufer, Kinder wagen sich ins Wasser, das übrigens Badequalität hat, ein paar Hunde tollen herum. Das ist die pure, vergnügliche Sonntagsausflug-Atmosphäre.

Obwohl diese Tour nicht mit spektakulären Panoramen oder Sehenswürdigkeiten aufwartet, freuen wir uns daran. Natur selbst ist hier das Erlebnis, vielleicht auch die Harmonie und das schöne Gefühl, sich gut aufgehoben zu fühlen.

Nachdem wir unsere mitgebrachte Brotzeit verzehrt und noch etwas Sonne getankt haben, machen wir uns auf den Rückweg. Wir folgen jetzt dem Weg 512, passieren abwärts wieder die schönen Pfade durch Wald und Almen, bis zum Parkplatz, wo wir nach etwa 35 Minuten ankommen.

Die wichtigsten Angaben auf einen Blick:

  • Distanz insgesamt: 6,3 km,
  • höchster Punkt 1.700 Metern
  • bewältigter Höhenunterschied: jeweils knapp 400 Meter
  • benötigte Nettowanderzeit: 2 Std. 15 Minuten

Kurzwanderung zur Wallfahrtskirche San Romedio

Wer niemals eine Pilgerwanderung unternommen, Lust auf einen überschaubaren Pfad hat, wo man sich sogar mit der symbolischen Jakobsmuschel fotografieren kann oder einfach nur Kultur mit Trekking verbinden will, der macht die Tour zum Wallfahrtsort St. Romedius. Keine Sorge, Knierutschen ist nicht obligatorisch, dafür haben sich aber die Konstrukteure des Weges etwas anderes einfallen lassen.

Bequeme Schuhe reichen heute, der Wanderstiefel darf in der Unterkunft bleiben, ebenso Stöcke, Kletterseile und Steigeisen.

Man kann für den kurzen Weg direkt am Parkplatz gegenüber dem Museum Ratoe beginnen. Wir starten im Zentrum des Dorfes Sanzero, am Parkplatz bei der Kirche. Der Wanderweg zum Santuario di S. Romedius ist nicht zu verfehlen.

Wir folgen der Straße. Hinter der langen Kurve, vorbei am Restaurant „Al Mulino“,

…. führt ein kleiner, steiler Weg zwischen den Apfelplantagen hinauf zum Hauptweg, den wir bis zur Ankunft am Zielort nicht mehr verlassen. Wir wandern gemächlich durch einen Wald und gelangen kurz danach zu einer beeindruckenden Schlucht. Steil gehen die Felswände hinab, was unseren Weg nicht beeindruckt, der wird auf lichter Höhe weitergeführt.

Früher verliefen hier, dicht an den Felsen geklatscht, Versorgungsleitungen. Diese wurden zu einem stabilen, solide wirkenden Hochweg umgebaut, mit einem massiven Geländer. Passieren kann hier nichts, aber wer auch im normalen Leben auf Hosenträger plus Gürtel baut, darf sich an dem Stahlseil festhalten, das an der Felsseite verläuft. Keine Angst, alles ist auf Sicherheit ausgelegt!

Ein tolles kleines Abenteuer, dieser Pfad. Eines, das den Wanderer dazu bringt, sich zu verneigen. Tief unter uns verläuft die Straße. Die Schlucht, die wir durchqueren, ist übrigens typisch für diese Region und bildschön. Ob man will oder nicht, ob Gläubiger oder Heide, jeder – außer Kindern – nimmt hier eine geduckte, demutsvolle Haltung ein. Kein Wunder, der geringe Abstand zwischen Boden und Felsüberhang lässt aufrechten Gang nicht zu. Auf dem Weg bewundern wir kleine sakrale Kunstwerke, von Laien gebastelt: In Felsnischen sind kleine Szenen arrangiert mit Figuren, Bildern, winzigen Kruzifixen. Manchmal entdecken wir die gelbe Muschel, das Sinnbild der Jakobspilger, die diesen Weg mit in ihr Verzeichnis aufgenommen haben. Der Weg hat alles, was ein Wallfahrer begehrt.

Kurz bevor wir nach knapp 55 Minuten ankommen,

…. stößt unser Wanderweg auf die Asphaltstraße und führt uns in das Waldstück, wo die St. Romedius Kirche zu finden ist. Man muss schon genau hinschauen, der Gebäudekomplex liegt hoch auf einem Felsen und ist durch die Bäume fast unsichtbar. Über eine breite Treppe steigen wir die 70 Meter zur Klippe hinauf. Die Kirche, nicht übermäßig pompös, eher klein aber fein und interessant anzuschauen nimmt den höchsten Punkt ein. Schwarz gekleidete Padres begrüßen die Besucher, erläutern, wo Informationen zur Legende um den heiligen Romedio zu bekommen sind, und bestätigen gerne, dass der Eintritt frei ist. 1.000 Jahre ist sie inzwischen alt, diese Wallfahrtskirche, die eigentlich aus 7 übereinander gebauten kleinen Kirchen besteht, aber in einem hervorragenden Zustand, hier verfällt nichts. Tatsächlich finden in den Kapellen regelmäßig Gottesdienste statt, die von den Gläubigen angenommen werden.

Die Legende um Romedio erzählt, dass der Eremit einen wilden Bären gezähmt und als Reittier benutzt habe. Wie immer es war, das Leitmotiv lebt fort. Unterhalb der Kirche gibt es ein großes Gehege, mit Bruno, dem Bären, ein 300 kg Koloss, der hier seine Gnadenjahre verbringen darf, nachdem er viele Jahre in Gefangenschaft leben musste. Sehen können wir das Tier nicht, aber die Padres werden uns schon keinen Bären aufgebunden haben, sie wirken absolut glaubwürdig.

Wir gönnen uns die mitgebrachte Brotzeit und machen uns auf den Rückweg, über die gleiche Strecke, über die wir hergekommen sind. Die Broschüren verzeichnen als Distanz 2,8 km, die wir hiermit anzweifeln. 1 Stunde Weg in unserem normalen Tempo, das sind eher 4,5 – 5 Km. Diese Wanderung, so unser Fazit, macht Spaß und überrascht mit etwas anderen Perspektiven, die nicht ganz alltäglich sind, und einer Menge Kultur.

Die wichtigsten Angaben auf einen Blick:

  • Gesamtdauer, netto, ohne Pause: knapp 2 Stunden
  • Distanz insgesamt: ca 8 – 9 km  / vom Museum ca 6 km
  • Schwierigkeitsgrad: einfach
  • Erlebnisfaktor, wegen Kirche, Padres, Bär und Panorama-Hochweg: lohnenswert

Eine kleine, feine Gipfelwanderung zum Corno di Tres

Einmal einen Gipfel besteigen, mit Rundumaussicht und allem was dazu gehört, ohne deswegen ein riesiges Massiv besteigen zu müssen, ist machbar.

Wir starten an der Predaia Hütte „ai Todes-ci“, vom Parkplatz, der auf einer Höhe von 1.400 Meter liegt. Festes Schuhwerk, für alle Fälle, einen Anorak im Tagesrucksack, man weiß ja nie, Wasser und Brotzeit genügen als Vorbereitung. Der Weg ist einfach, sowohl was den Schwierigkeitsgrad angeht, als auch die Orientierung.

Wir folgen der kleinen Straße, die sich bald als Weg 503 zu erkennen gibt. Es geht durch Forst, gesäumt durch grün, saftige Wiesen, mit leichtem, kaum merkbaren Anstieg. Dort, wo sich der Wald lichtet, haben wir bereits gute Aussichten auf die Brenta-Gruppe, bei schönem Wetter ein lohnenswertes Panorama. Nach gut 50 Minuten erreichen wir eine Kreuzung. Vor uns das offene Tal. Die Alm lassen wir links liegen, biegen rechts in den Wald ein, wo wir unseren Hinweis auf den Weg 503 wieder entdecken. Der Weg steigt weiter leicht an, wird schmaler und verengt sich zu einem Pfad, der steiler in die Höhe führt. Auch dieser Abschnitt ist noch einfach zu bewältigen. Die Kennzeichnung wechselt von 503 auf 500. Davon lassen wir uns nicht irritieren, da es weiterhin aufwärts geht, ist klar, dass wir zum Gipfel kommen.

Nach etwa 20 Minuten sehen wir die Spitze des Tres vor uns.

So wie aus dem Bilderbuch, eine runde Kuppe, ausgestattet so, wie man sich eine Berspitze ausmalt, mit Gipfelkreuz, Bänken, einem Tisch der als Kompass gestaltet ist, mit Ortsangaben in alle Himmelsichtungen. Und – zur großen Überraschung – einen hochaufragenden Mast, an dem tibetische Gebetsfahnen hängen. Ob das kulturtechnisch passt, sei dahingestellt, uns berührt es. Haben wir doch oft genug hohe Pässe in Nepal und Indien passiert, die von Buddhisten mit bunten Fähnchen dekoriert wurden, um Respekt vor der Natur auszudrücken.

Den Respekt haben wir auch hier und außerdem einen erstaunlichen 360 Grad Rundumblick. Hier vom Treser Horn aus sehen wir die Brenta-Gruppe, überblicken das Val di Non, erkennen Dörfer und Orte wieder, die wir bereits durchfahren sind, sehen die nordwestlichen Dolomiten, das Reiterjoch, den Monte Bondone und die Magdalener Berge.

Kleiner Wermutstropfen, den wir aber schnell vergessen, die Tour ist kein Rundweg, wir müssen über den Weg zurück, den wir gekommen sind. Da wir recht schnell unterwegs sind, unterbrechen wir den Rückweg an der Kreuzung bei der Alm für eine zünftige Brotzeit und genießen es noch, einige Zeit unter der warmen Sonne ausruhen zu können. Etwas schneller als wir hinauf gebraucht haben, sind wir zurück am Parkplatz.

Die wichtigsten Angaben zu dieser Tour noch einmal auf einen Blick:

  • Gesamtdauer, Netto ohne Pausen: etwas weniger als 3 Stunden
  • Höhenmeter nach oben: 400 Meter
  • Höhenmeter nach unten: 400 Meter
  • Schwierigkeitsgrad: einfach
  • Erlebnisfaktor: Hoch – wegen der Aussichten sowie den unverhofft entdeckten Gebetsfähnchen

Was das Val di Non für Aktivurlauber so interessant macht,

… sind die vielen Möglichkeiten, Landschaft und Natur zu entdecken. Es genügt, ins Blaue zu fahren, dort anzuhalten wo es einem gefällt, und ausgerüstet mit Wasserflasche, Brotzeit und der Regenjacke (für alle Fälle im Tagesrucksack) einem der nummerierten Richtungsweiser zu folgen. Ein Ziel wird am Ende immer erreicht, sei es eine kleine Sehenswürdigkeit, ein Panorama oder eine Almhütte. Der Weg dorthin ist in aller Regel wunderschön anzuschauen, auf jeden Fall aber pure Natur.

Wie lange man sich bewegt, bleibt einem selbst überlassen. Klar, oft will man wissen, was sich am Ende von Weg 5xx auftut. Aber auch das sollte man locker sehen: 1 oder 2 Stunden Bewegung genügen oft, sich wohl zu fühlen.

Oder man macht es wie die Italiener, setzt sich einfach ins Grüne, mit Tisch, Stuhl, Decke und gefülltem Picknickkorb und lässt es sich und den Seinen bei einem gepflegten dolce far niente gut gehen.

Nichts muss, alles kann, in diesem Teil der Welt.

Wie wir hierher gekommen sind und was uns sonst noch aufgefallen ist.

Dolomiten Rundfahrt, Trekking in Italien

Weitere Wandertouren in Italien lassen sich hier nachlesen:

Val d’Ambiez  –   Madonna di Campiglio  –  Drei Zinnen 

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