Von Jerusalem nach Galiläa

Unterwegs in Israel. Begleitet uns von Jerusalem nach Galiläa, Tel Aviv, danach mit einem Mietwagen weiter in die Stadt Haifa sowie Akko, ins heilige Land

Jerusalem gönnen wir uns ganze 4 Tage. Für den Bereich der Altstadt reicht das, auch für die interessanten Viertel, die an sie angrenzen. Das Marktreiben macht uns Spaß, im Bazar kaufen wir einige Andenken. Nichts Großes, unsere Gepäckstücke nehmen nur Winzigkeiten auf. Um noch vor Einbruch das Shabbats anzukommen, fahren wir am Freitagvormittag Richtung Tel Aviv. Mit dem grünen Bus funktioniert das ganz einfach. Ticket gekauft, für 16 Schekel pro Person, dann einfach in den nächsten fahrplanmäßigen Bus einsteigen, Sitzplatzreservierung braucht es nicht.

Ungefähr 45 Minuten dauert die Busfahrt bis zum zentralen Busbahnhof in Tel Aviv. Ein grausames Gebäude, in dem sich gut Verstecken spielen lässt

Ankunft ist auf der 6. Ebene. Das Problem, es klingt eigentlich unglaublich, ist, aus dem Kasten heraus zu finden. Die Hinweisschilder verstehen wir nicht. Außerdem greift wieder Murphys Gesetz: Wenn Du jemand fragst, dann sei sicher, er versteht kein Englisch. Hätten wir etwas eingekauft, wäre die Verständigung wohl besser gewesen. Nach einer gefühlten Ewigkeit im Labyrinth begreifen wir, der Ausgang ist in der 4. Ebene. Logisch, nicht wahr?

Der etwas holperige Empfang verschärft sich, als wir mit einem Taxifahrer unsere Fahrt ins Hotel besprechen. Wir wissen, dass die Strecke etwa 2 km lang ist. Trotzdem versucht er uns einzureden, unsere Unterkunft sei ganz weit weg und schwierig zu finden. Außerdem hätten wir ja noch 2 Gepäckstücke dabei, die im Kofferraum mitzunehmen, weitere 50 Schekel kosten sollte. Wir kommen zur Einsicht, dass dieser Fahrer keine Lust hat, Fahrgäste zu befördern und finden nach einiger Zeit einen Kollegen, der es zwar etwas billiger macht, uns natürlich aber auch über den Tisch zieht. Unseren Wunsch, die Taxiuhr einzuschalten, quittiert mit einem “You will see that will be much more expensive”. Wer kann schon einen Propheten widerlegen, wir wollen nur noch ankommen.

Dafür werden wir durch einen freundlichen Empfang im Hotel entschädigt

Wir haben in unserem Loft neben einem eigenen Bad auch eine voll ausgestattete Küchenzeile mit Geschirr, starkes Internet und bekommen alles sogar zu einem fairen Preis, was in Israel gar nicht selbstverständlich ist. Jetzt sind wir Selbstverpfleger und lernen die andere Seite der Stadt kennen, die der Märkte, Superläden, Öffnungszeiten und des Tütenschleppens.

Eine Karenzzeit von einem Tag, um uns zu orientieren, reicht aus. Tel Aviv ist schnell zu begreifen. Besuche stehen an, das Shabbatessen bei den Verwandten und ein weiterer ,um den Kontakt zu vertiefen. Das sind angenehme Begegnungen, die uns das Leben in Israel noch näher bringen.

Für unsere Weiterreise wollen wir uns ein Auto besorgen; Mietwagen werden in Tel Aviv sehr preisgünstig angeboten

Die Entscheidung, den Rest unseres Aufenthaltes unabhängig mobil sein zu können, fällt uns leicht. Keine Kritik an den öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie verkehren regelmäßig, pünktlich, sind für den Fahrgast bequem. Aber wir wollen auch abseits der ausgetretenen Routen unterwegs sein, da hat so ein PKW unschlagbare Vorteile.

Dass Service und Freundlichkeit von Dienstleistern in Israel eine Gnade und keine Selbstverständlichkeit sind, erfahren wir bei der Zweigstelle des Autovermieters “Budget”. Emotionslos und überroutiniert werden die Formalitäten abgewickelt. Gibt es eigentlich ein Gesetz in Israel, das Freundlichkeit im Job unter Strafe stellt?

Es geht nach Haifa, Zwischenstopp am Friedhof, um der verstorbenen Großmutter einen respektvollen Besuch zu erweisen

Wir sind gut präpariert, haben sogar eine Kontaktperson benannt bekommen, die uns vor Ort weiterhelfen wird. Danke Eli.

Alles läuft wie am Schnürchen, wir finden Kontaktperson und Grabstelle und wollen unseren Weg fortsetzen. Mit einem Auto, das nicht fährt! Aus heiterem Himmel springt der Wagen nicht mehr an, die Batterie kollabiert und wir stehen am Ausgang der Begräbnisstätte neben unserem Auto. Nicht, dass jemand auf der stark befahrenen Straße anhalten würde, Hilfe anzubieten. Wir sind im Land, wo Nichteinmischung als Tugend gilt. Nach etlichen Telefonaten mit dem Autovermieter lässt der sich schließlich überzeugen, einen Servicewagen zu schicken. Der Mechaniker setzt eine neue Batterie ein.

Unheimlich und seltsam

Schon eigenartig, dass es uns nicht gelingen sollte, einfach nur geschmeidig unsere Fahrt ohne diese Panne fortzusetzen. Und: Wer weiß, wozu es gut war. Noch seltsamer: kurz darauf bricht die Elektronik unserer Kamera zusammen. Als rational eingestellte Menschen erklären wir uns auch dieses Ereignis mit dem Zufallsprinzip.

Wir kommen etwas später, als erhofft in Akko an und finden sogar unser Hostel, von dem wir aus den Berichten anderer Gäste schon eines wussten: Die GP-Koordinaten in den Karten stimmen nicht. Intuition hilft uns, den rechten Weg zu finden, wir freuen uns hier zu sein.

Am nächsten Tag unternehmen wir den Ausflug an die Nordgrenze, zur sagenhaften Steilwand aus Kalk an der Grenze zum Libanon Rosh Hanika. Schön wollen wir es uns machen, die Fahrt mit einem Strandbesuch verbinden.

Gute Idee – finden wir – leider nicht umsetzbar, lehrt uns die Realität

Obwohl das Wetter auf uns sommerlich wirkt, bedeutet man uns überall, dass die Saison leider schon vorbei sei. Nix mit Sonnenschirm oder Liegen, nix mit Kiosken, die Erfrischungen anbieten. Eine Hoffnung haben wir noch. Wir fahren nach Nahariya, dort soll es einen gut frequentierten öffentlichen Strand geben. Um es kurz zu machen. Nahariya ist gerade jetzt eine eher abschreckende Provinzstadt. Der erwartete Strand ist verflixt und zugebaut und in dieser Zeit so aufregend wie eingeschlafene Füße.

Von Akko setzen wir am 11.11. – Karnevalsbeginn in Deutschland – unsere Fahrt in Richtung Galiläa fort. Es geht zum Teil durch eine zugesiedelte Industrielandschaft, die kaum noch etwas von der Natur, die es einst hier gab, erkennen lässt. Israel soll früher einmal den Charme eines aparten Reiselandes gehabt haben; der will sich uns heute nicht so recht erschließen.

An Reisetagen wie diesen, ist nicht mehr der Weg das Ziel, sondern Besichtigungspunkte, die wir uns suchen. Aber dazu mehr in unserem Bericht zu Galiläa.

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